Pferdefleisch in Lasagnen entdeckt Minister schließt Gesundheitsgefährdung nicht aus

Düsseldorf · Der Fund von Pferdefleisch in Tiefkühl-Lasagnen löst in Deutschland weiter Empörung aus. Bundesverbraucherministerin Aigner spricht von einer "Sauerei". NRW-Minister Remmel schließt eine Gesundheitsgefährdung nicht aus.

 NRW-Minister Johannes Remmel.

NRW-Minister Johannes Remmel.

Foto: dpa, Kay Nietfeld

Die Supermarktkette Real hatte am Mittwoch eine Tiefkühl-Lasagne zurückgerufen, weil Pferdefleisch in einzelnen Stichproben gefunden worden war. Auch andere Unternehmen wie Kaiser's Tengelmann, Rewe, Edeka und Eismann überprüfen verdächtige Produkte.

Nachdem Lasagne mit Pferdefleisch auch im deutschen Handel aufgetaucht ist, schließt NRW-Verbraucherminister Johannes Remmel (Grüne) weitere Funde nicht aus. "In diesem Fall haben wir es mit einer gewaltigen Verbraucher-Täuschung zu tun. Das ist kriminell", sagte Remmel im ARD-"Morgenmagazin".

Es gebe nur wenige Schnittstellen, über die alle Lebensmittelketten ihre Produkte bezögen. Remmel: "Ich kann zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausschließen, dass es auch gesundheitsgefährdende Elemente gibt." Bisher fehlten jedoch umfassende Analysen.

Auch Baden-Württemberg betroffen?

Nach Nordrhein-Westfalen ist möglicherweise auch in Baden-Württemberg Lasagne mit Pferdefleisch in den Handel gelangt. Lieferungen aus französischen Firmen, die in den Skandal um das falsch deklarierte Fleisch verwickelt sind, seien über Nordrhein-Westfalen nach Baden-Württemberg gelangt, teilte am Donnerstag in Stuttgart das Landesverbraucherministerium mit. "Die verdächtige Ware wurde aus dem Verkehr gezogen", erklärte eine Ministeriumssprecherin.

Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) spricht von einem "krassen" Fall von Verbrauchertäuschung. "Man könnte fast sagen: Es ist eine echte Sauerei", sagte Aigner. Sie begrüßte einen Vorschlag aus Brüssel, europaweit Fleisch zu kontrollieren, um einen möglichen systematischen Betrug aufzudecken.

EU-Kommission startet DNA-Tests

Die EU-Kommission hatte angekündigt, mit DNA-Tests wirksamer gegen falsch deklariertes Fleisch vorgehen. Die ersten 2500 Gentests könnten den Plänen zufolge im März stattfinden, etwa 200 davon in Deutschland, teilte EU-Verbraucherkommissar Tonio Borg nach einem Krisentreffen von acht beteiligten Staaten in Brüssel mit. Ergebnisse sollen Borg zufolge Mitte April veröffentlicht werden. Insbesondere Irland und Großbritannien hatten auf Genuntersuchungen gedrängt.

In Deutschland stehen insgesamt sechs Unternehmen auf der Kontroll-Liste der Behörden. Aus der Auswertung der Lieferlisten ergebe sich, dass zwischen November 2012 und Januar 2013 über einen Zwischenhändler verdächtige Produkte in größerem Umfang nach Deutschland gekommen seien, erklärte Minister Remmel aus Nordrhein-Westfalen.

Die Metro-Tochter Real rief am Mittwochabend das Produkt "TiP Lasagne Bolognese, 400g, tiefgekühlt" zurück. "Diese Maßnahme erfolgt rein vorsorglich, da zu keinem Zeitpunkt ein Hinweis auf ein gesundheitliches Risiko für Verbraucher bestand", hieß es. Bereits am vergangenen Freitag hatte das Unternehmen als reine Vorsichtsmaßnahme nach einem Hinweis des Herstellers das Produkt aus dem Verkauf genommen.

Sorge vor Pferdemedikamenten

In den vergangenen Wochen waren in mehreren Ländern der EU Fertiggerichte entdeckt worden, in denen statt des angegebenen Rindfleischs auch oder ausschließlich Pferdefleisch verarbeitet worden war.

Um sicherzustellen, dass Verbraucher mit dem Fleisch keine Pferdemedikamente zu sich nehmen, will die EU-Kommission eine weitere Testreihe vorschlagen. Dabei sollen die Behörden Pferdefleisch auf mögliche Rückstände des Medikaments Phenylbutazon untersuchen. Das Mittel wird bei Pferden gegen Entzündungen eingesetzt. Es gilt auch als Doping-Mittel im Pferdesport. 1500 in die EU eingeführte Pferdekadaver sollten untersucht werden, zudem 2500 in Europa geschlachtete Tiere.

Die Europäer verspeisen nach Angaben der EU-Kommission wissentlich jährlich 110. 000 Tonnen Pferd, 70.000 Tonnen davon aus heimischer Zucht.

(csi)
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