Aktueller Stand nach Polizei-PK Messerattacke in Würzburg - Was bislang bekannt ist und was nicht

Würzburg · Noch ist nach dem tödlichen Messerangriff in Würzburg nicht klar, ob der Täter psychisch verwirrt handelte oder tatsächlich ein islamistisches Motiv hatte - oder ob beides zutrifft. Wir haben die bisherigen Erkenntnisse der Polizei zusammengefasst.

 Polizisten stehen einen Tag nach der Attacke in Würzburg am Tatort in der Innenstadt.

Polizisten stehen einen Tag nach der Attacke in Würzburg am Tatort in der Innenstadt.

Foto: dpa/Karl-Josef Hildenbrand

WAS WIR WISSEN:

- Die Tat: Offensichtlich ohne jede Vorwarnung greift der Somalier am Freitag gegen 17.00 Uhr in einem Kaufhaus am Barbarossaplatz der bayerischen Stadt am Main Menschen mit einem langen Messer an. Auch in einer gegenüberliegenden Bank und auf der Straße attackiert er der Polizei zufolge Passanten, die er nach bisherigem Kenntnisstand wohl gar nicht kennt. Drei Frauen sterben durch die Stiche. Sechs Menschen kommen schwer verletzt in Krankenhäuser, mindestens ein weiterer wird leicht verletzt.

- Die Opfer: Der Frauen im Alter von 24, 49 und 82 Jahren sterben in dem Kaufhaus. Sie wohnten in Unterfranken - in den Landkreisen Main-Spessart und Würzburg und in Würzburg selbst. Zudem verletzt der Angreifer drei weitere Frauen (39, 52, 73), ein Mädchen (11) und einen Jugendlichen (16) lebensgefährlich mit dem Messer sowie einen Mann (57) und eine weitere Frau (26) leicht. Die Elfjährige ist die Tochter der getöteten 49-Jährigen.

- Der mutmaßliche Täter: Der Angreifer ist den Ermittlern zufolge 24 Jahre alt und hat die somalische Staatsbürgerschaft. Er ist seit etwas mehr als sechs Jahren in Deutschland. Zuletzt lebt er in einer Obdachlosenunterkunft in Würzburg. Er befindet sich legal auf der Grundlage eines Asylverfahrens in Deutschland, sagen die Behörden. Warum genau er sein Heimatland, in dem seit 30 Jahren Bürgerkrieg herrscht, verließ, ist unklar. Der Polizei war der Mann bereits vor der Attacke bekannt. Nach psychischer Auffälligkeit musste er kürzlich in psychiatrische Behandlung - zwangsweise, wie Landesinnenminister Joachim Herrmann (CSU) sagt.

- Die Ermittlungen: Die Polizei ist am Tattag mit einem Großaufgebot in der Universitätsstadt präsent. Auch ein Hubschrauber wird eingesetzt. Beamte sind in der Obdachlosenunterkunft unterwegs, sie sichern Beweise. Hinweise auf einen zweiten Täter haben die Ermittler nicht. Am Samstag übernehmen Landeskriminalamt und Generalstaatsanwaltschaft München die Ermittlungen von den örtlichen Behörden. Dies ist dann der Fall, wenn eine Amoklage vorliegt. Für einen klaren Terrorangriff wäre allerdings der Generalbundesanwalt zuständig.

WAS WIR NICHT WISSEN:

- Das Motiv: Diese wohl drängendste Frage ist noch nicht beantwortet. „Es gibt jedenfalls Indizien dafür, dass es sich um einen islamistischen Anschlag handeln könnte“, sagt Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) schon am Freitag. Er stützt dies auf die Aussage eines Zeugen, wonach der Verdächtige bei der Tat „Allahu Akbar“ (deutsch: „Gott ist groß“) gerufen habe. Ob dies aber das Hauptmotiv war oder ob der psychische Zustand des Mannes im Vordergrund stand, bleibt bis Sonntag unklar. Dschihadisten und Salafisten benutzen den Ausdruck „Allahu Akbar“ oft wie einen Schlachtruf. Damit kapern die Extremisten die zentrale religiöse Formel des Islam, die seit Jahrhunderten von Muslimen weltweit benutzt wird.

- Die Vorgeschichte: Der Mann ist seit seiner Einreise nach Deutschland im Mai 2015 bereits mehrfach in Erscheinung getreten. Einmal soll er ein Messer geschwungen haben - dabei sei aber niemand verletzt worden, heißt es von der Polizei. Zuletzt habe er in psychisch angeschlagenem Zustand einen Verkehrsteilnehmer belästigt. Daraufhin sei er in eine psychiatrische Einrichtung eingewiesen, aber nach einem Tag wegen fehlenden Behandlungsbedarfes entlassen worden.

(felt/dpa)
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