Kanzlerin besucht das Katastrophengebiet Merkel sagt Flutopfern Hilfe zu

Schuld · Zusammen mit Malu Dreyer, Ministerpräsidentin von Rheinland-Pfalz, hat sich Bundeskanzlerin Angela Merkel einen Eindruck der Zerstörung im Ahrtal verschafft. Die Politik müsse Natur und Klima stärker berücksichtigen.

Merkel zu Besuch im vom Hochwasser zerstörten Ort Schuld
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Merkel zu Besuch im vom Hochwasser zerstörten Ort Schuld

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Foto: dpa/Christof Stache

Bei einem Besuch des weitgehend zerstörten Eifeldorfs Schuld hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) der Katastrophenregion umfassende Hilfe zugesagt. Die Regierungschefin sprach am Sonntag mit Bewohnern zerstörter Häuser und mit Einsatzkräften. Sie zeigte sich betroffen vom Ausmaß der Schäden im Kreis Ahrweiler und kündigte für August einen weiteren Besuch an.

„Wir müssen schneller werden im Kampf gegen den Klimawandel“, sagte Merkel. „Wir müssen auch der Anpassung noch größere Aufmerksamkeit zuwenden.“ Die Mitigation, also die Anpassung an Auswirkungen von Klimawandel wie Dürre und Extremregen, sei nicht nur für Afrika ein Thema, sondern auch für Deutschland.

„Schuld wird nie wieder der Ort sein, der er mal war“, sagte Ortsbürgermeister Helmut Lussi unter Tränen. Die Schäden allein in seinem Dorf habe ein Sachverständiger auf 31 bis 48 Millionen Euro beziffert.

„Wir stehen an Ihrer Seite“, versprach Merkel an die Adresse der anwesenden Bürgermeister und der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD). „Bund und Land werden gemeinsam handeln, um die Welt wieder Schritt für Schritt in Ordnung zu bringen in dieser wunderschönen Gegend.“ Es gehe darum, schnell zu handeln, aber mit langem Atem. Am Mittwoch werde die Bundesregierung ein Programm verabschieden für schnelle Hilfen, mittelfristige Aufgaben und die Wiederherstellung der Infrastruktur.

Sie sei stellvertretend für alle betroffenen Gemeinden nach Schuld gekommen, sagte Merkel später vor dem Rathaus der Verbandsgemeinde Adenau, zu der das tiefer gelegene Schuld gehört. Sie habe sich an der Seite der Ministerpräsidentin „ein reales Bild von der surrealen, gespenstischen Situation“ machen wollen. Die deutsche Sprache kenne kaum ein Wort für die dort angerichteten Verwüstungen.

Tage nach dem Unwetter steigt die Zahl der Toten weiter. Bei den Aufräumarbeiten in überschwemmten Ortschaften zählten die Einsatzkräfte bis Sonntag mehr als 150 Menschen, die bei der schwersten Hochwasserkatastrophe seit Jahrzehnten ums Leben kamen. Allein im besonders schwer getroffenen Kreis Ahrweiler starben 110 Personen, wie die Polizei Koblenz mitteilte. Es sei zu befürchten, dass weitere Tote gefunden würden. Hubschrauber flogen Dauereinsätze, um in Ahrweiler Menschen von Dächern zu retten. In Nordrhein-Westfalen starben dem Innenministerium zufolge 46 Menschen. Darunter in Rheinbach zwei Feuerwehrleute, einer davon im Rettungseinsatz.

Nach Starkregen ergossen sich Fluten auch durch Orte in Sachsen, Oberbayern und Österreich. Während sich die Lage in de Sächsischen Schweiz im Laufe des Sonntags entspannte, blieb sie in Österreich und Bayern wegen Dauerregens kritisch. Im Berchtesgadener Land wurde der Katastrophenfall ausgelöst, mindestens ein Mensch starb.

Mit einem eindringlichen Appell hat sich die Polizei an potenzielle Hochwassertouristen und Gaffer gewandt. „Es ist nicht an der Zeit für Touren in einem Katastrophengebiet“, hieß es am Samstag von der Polizei in Mainz. Um Hab und Gut der von der Naturkatastrophe getroffenen Menschen zu schützen und sogenannten Katastrophentourismus zu verhindern, setzte allein die Polizei Köln knapp 200 Polizisten ein. Schaulustige behinderten teilweise die Rettungsarbeiten.

Die Lage an der Steinbachtalsperre entspannt sich derweil weiter. Den Pegel habe man über Nacht weiterhin senken können, sagt Daniel Schwarz von der Feuerwehr Euskirchen dem GA. Es sei mittlerweile eine Marke erreicht worden, an der man sagen könne: „Der Damm hält, der Damm ist zu halten“, sagt Schwarz. „Es geht jetzt darum, die Marke zu erreichen, wo wir sagen können, die Leute können wieder zurück in ihre Dörfer.“ Das ist aktuell aber noch nicht der Fall. Die Bezirksregierung will am Montagmorgen um acht Uhr mit Technikern vor Ort eine Entscheidung darüber treffen, sagt Schwarz

(chal/dpa)
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