Was Frauen in den Amoklauf treibt Meist aus einer psychischen Notlage heraus

Berlin (RPO). Nach dem Amoklauf von Lörrach ist das Entsetzen groß. Auch, weil eine Frau es war, die mit einer Sportwaffe drei Menschen getötet hatte. Die Ermittler suchen das Motiv der 41-jährigen Rechtsanwältin im Zerbrechen der Familie. Das wiederum ist nach Einschätzung einer Psychologin typisch.

Amoklauf in Lörrach - der Tag danach
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Die Psychologin Justine Glaz-Ocik sagte am Montag der Nachrichtenagentur dapd, wenn Frauen gewalttätig würden, seien die Motive überwiegend in den privaten Beziehungen zu suchen. Sie ist Expertin für Kriminalpsychologie am Institut Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt und forscht im Bereich Stalking und schwere Gewaltdelikte. Zudem ist sie an der Entwicklung einer Software zur Risikoeinschätzung bei Partnergewalt und Stalking beteiligt.

Ein massiver Gewaltausbruch bei Frauen kann nach ihrer Einschätzung vor allem aus drei psychischen Notlagen entstehen:

Ein spektakulärer Fall geschah im Dezember 2007: Eine Frau betäubte und erstickte ihre fünf Söhne im Alter von drei bis neun Jahren im schleswig-holsteinischen Darry. Sie lebte in Wahnvorstellungen, dass sie und ihre Kinder von bösen Mächten aus dem Jenseits bedroht würden. Sie nahm nicht vorhandene Berührungen und Bilder wahr und hörte Stimmen aus dem Jenseits. Eine "Natalie" drohte, ihren Kindern etwas anzutun.

Die Tötung der Kinder sei für sie als Schutzmaßnahme "konsequent und notwendig gewesen", sagte der Gutachter im Prozess vor dem Landgericht Kiel. Weil die Frau nicht in der Lage war, "das Unrecht ihres Tuns zu erkennen", wurde sie als schuldunfähig eingestuft und auf unbestimmte Dauer in die Psychiatrie eingewiesen.

"Frauen sind seltener gewalttätig als Männer", sagt die Psychologin Glaz-Ocik. "Wenn es dazu kommt, sind sie genauso aggressiv oder gewalttätig." In der Forschung sei das Feld "Gewalt gegen Kinder und Intimpartner" gut untersucht. Die Kriminalitätsexpertin arbeitet nach eigenen Angaben derzeit daran, zu analysieren, wie sich die Tötungsdelikte gegen Kinder unterscheiden, wenn sie von Frauen und Männern begangen worden sind.

(apd/pst)
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