Ex-Geisel Blechschmidt bei Beckmann "Meine Entführer waren immer gut informiert"

Hamburg (RPO). Vier Wochen hatte Rudolf Blechschmidt Zeit, um die Strapazen der Geiselhaft zu überwinden. Rein äußerlich zeigte sich der Bau-Ingenieur nach knapp drei Monaten in den Händen von afghanischen Entführern wieder hergestellt. Fünf Kilo hat er bereits zugenommen, das Gesicht ist schon wieder vollwangig.

 Die Ex-Geisel Rudolf Blechschmidt berichtete bei "Beckmann" von seiner Gefangenschaft in Afghanistan.

Die Ex-Geisel Rudolf Blechschmidt berichtete bei "Beckmann" von seiner Gefangenschaft in Afghanistan.

Foto: Pajhwak News Agency, AP

Noch immer hört er ein Sinusgeräusch im Ohr, Folgen der Schläge auf den Kopf aus den ersten Tagen der Entführung. Gestern war er bei Beckmann zu Gast (die Sendung war allerdings aufgezeichnet).

Blechschmidt ist nicht der Typ Spinner, kein Abenteurer, kein Rambo , sondern ein Mann mit großer Erfahrung - auch in brenzligen Situationen. Das hat ihm geholfen. "Von Beduinen in Arabien habe ich gelernt, den eigenen Urin zu trinken, wenn man Durst hat und kein Wasser", erzählt er. Das hat er auch während der Geiselhaft gemacht.

Blechschmidt war beruflich unterwegs. Er hatte einen Auftrag, die Inspektion eines Staudamms, ein wichtiges Projekt für den Bau-Ingenieur. Die ihn begleitenden Polizisten haben zugeschaut, als er entführt wurde. Sie hatten die Waffen im Auto gelassen. In den ersten Tagen wurde er viel geschlagen. Er bot den Geiselnehmern sogar an: "Wenn ihr mich töten wollt, dann tut es doch sofort, aber schlagt mich nicht." Sein Kollege Rüdiger Diedrich wurde erschossen. "Er wollte nicht mehr weiterlaufen", haben die Taliban berichtet. Blechschmidt hörte die Schüsse und wusste, was passiert war.

Blechschmidt hat auch zwei Selbstmordattentäter kennengelernt. Den einen nennt er "Psychopath" den anderen "Sadist". Diese Menschen sind die wahre Waffe der Taliban. Die Warlords der Taliban benötigen keine große Armee, es reichen einige hundert Attentäter um das Land zu tyrannisieren. Und: Sie schlagen sich im jahrelangen Konflikt auf die Seite der Sieger. Die Karsaii-Regierung gehört aus ihrer Sicht nicht mehr dazu. Jede Nacht mussten die Geiseln und ihre Bewacher umziehen. Aus Furcht vor den Wärmebildkameras der Tornados (auch der Deutschen). "Mein Sohn hat Aufnahmen aus der Luft von uns gesehen", erzählt Blechschmidt.

Wer Rudolf Blechschmidt sehen will, muss erst Steinbrück passieren. Das wird ein typischer Beckmann: Steinbrück muss erst über sein Abstimmungsverhalten im Hartz-IV-Streit der SPD berichten. Das ist zwar kaum drei Wochen her, aber für Beckmann noch aktuell genug. Steinbrück sagt nichts Neues, warum auch?

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