Drogenbeauftragte der Bundesregierung Mehr Kontrollen gegen Komatrinken

Berlin (RP). Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans (FDP), fordert im Interview mit unserer Redaktion deutlich härtere Strafen gegen Händler, die Alkohol an Minderjährige verkaufen.

 Drogenauftragte Dyckmans: "Wir müssen mehr darauf achten, dass der Bußgeldrahmen für Händler stärker ausgeschöpft wird."

Drogenauftragte Dyckmans: "Wir müssen mehr darauf achten, dass der Bußgeldrahmen für Händler stärker ausgeschöpft wird."

Foto: ddp

Komatrinken bei Jugendlichen nimmt weiter zu. Brauchen wir eine neue Taktik dagegen?

Dyckmans Ja. Die bisherigen Maßnahmen haben nicht so gewirkt, wie wir uns das gewünscht haben. Mich sorgt, dass das Rauschtrinken schon bei den unter 16-Jährigen verbreitet ist, obwohl sie eigentlich gar nicht an Alkohol herankommen dürften. Wir müssen den Jugendschutz besser durchsetzen. Dafür müssen die Kontrollen verstärkt werden.

Wie soll das funktionieren?

Dyckmans Ich möchte den Handel davon überzeugen, auf freiwilliger Basis eine Ausweiskontrolle für Jugendliche und junge Erwachsene einzuführen, wenn sie alkoholische Getränke kaufen.

Was halten Sie von jugendlichen Testkäufern?

Dyckmans Da werden Jugendliche unter 16 Jahren zum Kauf von Alkohol losgeschickt. Als Juristin lehne ich es ab, dass Jugendliche zu Handlungen angestiftet werden, die sie nicht vornehmen dürfen. Man könnte jünger aussehende volljährige Testkäufer losschicken.

Müssen gegen Händler, die an Minderjährige Alkohol verkaufen, höhere Bußgelder verhängt werden?

Dyckmans Der gesetzliche Rahmen reicht aus. Wir müssen aber mehr darauf achten, dass der Bußgeldrahmen für Händler, die an Jugendliche Alkohol verkaufen, stärker ausgeschöpft wird. Das ist kein Kavaliersdelikt. Da werden vielleicht mal 300 Euro als Bußgeld erhoben. Die Obergrenze liegt aber bei 50.000 Euro.

Lässt sich denn damit das Ruder herumreißen?

Dyckmans Wir brauchen einen breiten gesellschaftlichen Konsens, dass Jugendliche keinen Alkohol erhalten dürfen. Das gilt auch, wenn es in der Kassenschlange mal länger dauert, weil Ausweise kontrolliert werden. In solchen Situationen braucht die Kassiererin auch Unterstützung von den Kunden.

Die Statistiken weisen aus, dass das Doping im Alltag zunimmt. Werfen die Deutschen zu viele Pillen ein?

Dyckmans Medikamentenmissbrauch ist auch ein sehr großes Problem. Insbesondere ältere Menschen sind gefährdet. Aber auch jüngere Leute wie Manager und Studenten nehmen zu oft leistungsfördernde Mittel, um den Anforderungen des Alltags besser gewachsen zu sein. Da sehe ich eine sehr große Gefahr, weil dieses Verhalten gesundheitsgefährdend ist und süchtig machen kann.

Verschreiben die Ärzte zu viel?

Dyckmans Viele Leute betreiben ArztHopping. Die Mediziner müssen aufmerksamer werden und nachhaken, ob die einschlägigen Medikamente schon vor kurzer Zeit verschrieben wurden.

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