Rindfleisch, Bacon, Spargel und Hollandaise So schmeckt der Spargel-Burger von McDonald’s

Düsseldorf · Der Deutschen liebstes Edelgemüse auf einem Meckes-Produkt? Klingt nach einem Sakrileg. Wir verraten, ob die vom Fastfood-Riesen als „echte Innovation“ gepriesene Kreation funktioniert.

Der Spargel-Burger von McDonald’s im Test
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Der Spargel-Burger von McDonald’s im Test

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Foto: Helene Pawlitzki

Irgendwie musste das ja passieren. Wenn Spargelzeit ist, drehen die Menschen durch und zahlen ein Heidengeld für Gemüse, das sie sonst nur für feinstes Rinderfilet auf den Tisch legen würden. Hauptsache, dick, lang und bitte von „deutschen Bauern“! Naja – man gönnt sich ja sonst nichts.

McDonald’s springt 2021 auf diesen Trend auf und bringt einen Spargel-Burger auf den Markt. Der „Big Spargel Hollandaise“ bietet ein Rindfleisch-Patty mit Käse, Bacon, Salat und – Achtung! – Spargelspitzen mit Hollandaise-Soße in einem Brioche-Brötchen.

Dazu empfohlen werden Riffelkartoffeln. Zu denen sei kurz gesagt: Kann man essen. Es handelt sich um Kartoffelstreifen mit Riffel-Cut, deren schwarze Punkte suggerieren: Hier ist Pfeffer zum Einsatz gekommen. Gut, dass man’s sieht, schmecken tut man’s nicht. Von normalen McDonald’s-Pommes (von denen im Test auch ein paar zwischen die Riffelkartoffeln gerutscht waren) heben sie sich in erster Linie durch reichlich Zwiebelpulver ab, aber daran ist ja nichts falsch.

Zurück zum Burger. Optisch hat er, in einer zugegeben edel wirkenden schwarzen „Signature-Collection“-Pappbox überreicht, nichts mit dem Foto auf der Anzeigentafel zu tun – aber das ist ja bei McDonald’s normal. Zugegeben: Man hat auch schon zerrüttet aussehendere Mahlzeiten von dort aus Verpackungen schälen müssen. Das Brötchen macht einen guten Eindruck mit seinem gleichmäßig glänzenden Braunton, der Lollo-Bionda-Salat ist frisch und reichlich und das Gesamtprodukt hat halbwegs die Form behalten. Weniger üppig sieht’s mit dem Spargel aus, nur ein Spitzchen ist zu sehen – anders als auf dem Werbefoto, wo Gemüse und Soße um die Wette glänzen. Nun ja. Der Käse lässt allerdings optisch nichts Gutes hoffen, was sich – Spoiler-Alert – gleich bestätigen wird.

„Big“ heißt der Burger offenbar wegen des Fleisches. Das unregelmäßig geformte Rinderpatty – in der Produktinformation als „Flowershape“ beschrieben – reicht weit übers Brötchen hinaus und besteht laut Herstellerangaben wie üblich aus 100 Prozent Rind. Leider ist es – ebenfalls wie üblich – trocken, als bestünde es zu 100 Prozent aus Räuchertofu.

Den Entwicklern war das offenbar klar, weswegen sie es mit Cheddar-Käse und gebratenem Schweinespeck belegen lassen. Der Käse ist nicht mehr als fettig, geschmacklich fällt er nicht auf. Der Bacon liefert immerhin eine angenehm salzige Umami-Note – wenn man sich erst mal zu ihm durchgekämpft hat, denn vorher gilt es zwei bis drei Zentimeter trockenen Rindfleischrand zu bewältigen, der leider ohne fettreiche Unterstützung auskommen muss.

Die Lösung des Problems wäre die Soße gewesen. Sie existiert, ein wenig auf jeder Brötchenhälfte. Mehr als ein, zwei Esslöffel sind’s aber nicht – dabei könnte sie dem Burger so schnell auf die Sprünge helfen (und würde, nebenbei bemerkt, den Bacon überflüssig machen, so dass auch Menschen ohne Schweinefleisch auf dem Speiseplan diesen Burger bestellen könnten). Klar, mit Hollandaise von Oma hat sie wenig zu tun, dafür bräuchte es mehr (sprich: überhaupt irgendwelche) Butter und weniger E-Zusatzstoffe, aber schlecht schmeckt sie auch nicht. Und dass Hollandaise so gern mit Spargel zusammengeht, hat ja seinen Sinn: So eine reichhaltige Ei-Fett-Emulsion mit einem Spritzer Essig für den Säure-Kick bringt das Beste in den schweflig-süßlichen Stangen hervor.

Ach ja, der Spargel. Den könnte man beim Spargel-Burger von McDonald’s fast vergessen über das ganze kulinarische Getöse drumherum. Er überzeugt, ist nur zu leise. Schlimmsten Befürchtungen zum Trotz sind die Spitzen genau richtig gar, noch leicht bissfest, keine Spur faserig, leicht süßlich und lassen sich leicht abbeißen. Gesetzt den Fall, man findet die drei Spargelteilchen zwischen einer Handvoll Salat und all den anderen Zutaten.

Fazit: Nette Idee, die fast funktioniert – mit ein bisschen mehr Konsequenz und vielleicht ein bisschen weniger Hang zur Knausrigkeit wäre der „Big Spargel Hollandaise“ ein Burger, der sich absolut mit Premium-Produkten messen könnte. So bleibt er eine annehmbare Alternative für alle, denen nicht völlig egal ist, was auf den Teller kommt – aber die trotzdem ab und zu mal zu McDonald’s essen gehen.

Eine „echte Burger-Innovation“ – wie vom Fastfood-Riesen behauptet – ist Spargel mit Bacon und Hollandaise auf einem Burger übrigens nicht. Eine Google-Suche liefert dazu Millionen Treffer mit etlichen vielversprechenden Rezepten, viele davon mehrere Jahre alt. Vielleicht eine Koch-Inspiration für die Zeit bis zum Ende der Spargelernte am 24. Juni?

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