Preisgekrönter Autor sieht "Potenz des Buches" gestärkt Martin Walser findet Promi-Biografien wunderbar

Überlingen (rpo). Die inflationäre Schwemme von Promi-Biografien findet Lob aus berufenem Munde: Der preisgekrönte Autor Martin Walser findet die Ergüsse seiner "Kollegen" nach eigenem Bekunden "wunderbar".

Walser ist begeistert, "dass Zeitgenossen wie Dieter Bohlen oder Stefan Effenberg das Medium Buch brauchen, um sich auszudrücken", sagte der 76-Jährige am Sonntag der Nachrichtenagentur AP. Damit werde "die Potenz des Buches" gestärkt und gezeigt, "dass das Buch lebt".

Er wolle nicht in die Klagen mancher im Feuilleton einstimmen, dass Bohlen und Effenberg mit ihren Büchern die Aufmerksamkeit auf sich zögen, während anspruchsvolle Lyrik nicht beachtet werde, sagte Walser.

"Wenn sie glauben, dass Buch als Medium nutzen zu können, dann ist das doch gut." Die Biografien des Musikers und des Fußballers habe er sich deshalb auch selbst gekauft - allerdings bisher noch nicht gelesen.

Walser gilt als einer der bedeutendsten deutschen Autoren der Nachkriegszeit. Er wurde unter anderem mit dem Georg-Büchner-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels ausgezeichnet. In den vergangenen Jahren sorgte Walser des öfteren mit umstritten Äußerungen - etwa zur "Moralkeule" Holocaust - für heftige öffentliche Dispute.

Im vergangenen Jahr hatte die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" einen Vorabdruck von Walsers satirischem Roman "Tod eines Kritikers" abgelehnt, der als Abrechnung mit dem Literatur-Kritiker Marcel Reich-Ranicki empfunden wurde. Bereits 1996 hatte Walser in seinem Roman "Finks Krieg" deutlich erkennbar tatsächliche Begebenheiten literarisch verarbeitet.

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