Qualitäts-Wächter im Journalismus Das Grimme-Institut wird 50

Marl/Düsseldorf · Das Grimme-Institut im nordrhein-westfälischen Marl sieht sich bundesweit als Qualitätswächter für Journalismus in Zeiten von Krieg und Fake News. Seinen 50. Geburtstag feiert das Institut in gedämpfter Stimmung: Das Institut quälen massive Geldsorgen.

Grimme-Preis 2024 Gewinner: Das sind die Preisträger
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Das sind die Grimme-Preisträger 2024

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Foto: dpa/Fabian Strauch

Teure Kanapees und Star-Chichi fallen am Montag bei der 50-Jahr-Feier des Grimme-Instituts im NRW-Landtag aus. Denn das für seine renommierten TV-Preise bekannte Institut hat Geldsorgen. An der Bedeutung seiner Arbeit ändert das aber nichts, wie Institutsleiterin Frauke Gerlach sagte: „Gerade in Zeiten von Kriegen und Fake news ist Qualität in den Medien und im Journalismus besonders wichtig. Die Menschen verlassen sich auf gute recherchierte Berichte - und viele schauen sie verlässlich zur immer gleichen Zeit in den großen Nachrichtensendungen - egal, ob im TV oder auf dem Smartphone.“

Das Medieninstitut mit seinen aktuell 21 Vollzeitstellen war 1973 vom Deutschen Volkshochschul-Verband (DVV) gegründet worden. Es verleiht alljährlich die in der Fernsehbranche begehrten Grimme-Preise für vorbildliches Fernsehen und den Grimme Online Award für Qualitätsangebote im Internet und betreibt daneben Medienbildung und Forschung. Information und Kultur spielten in den verschiedenen Preiskategorien die wichtigste Rolle, betont Gerlach.

„Grimme wirkt mit Qualitätsdiskursen in die Branche hinein und hat über Jahre die Qualität gefördert.“ Ein wichtiges Thema der Zukunft seien dabei die Authentizität von Bildern und die Gefahren von Manipulation und Fake News – gerade angesichts der verbreiteten Kriegspropaganda, sagt die Grimme-Chefin.

In Finanzprobleme ist das vergleichsweise kleine Institut mit seinen gut drei Millionen Euro Etat unter anderem durch höhere Tarifabschlüsse, „explodierte“ Veranstaltungs- und deutlich höhere Energiekosten für den Marler Institutssitz geraten. Ein Finanzloch von gut 320 000 Euro im laufenden Jahr decke das Land durch höhere Förderzusagen ab. 2024 werde aber ein noch höheres Defizit von etwa 430 000 Euro erwartet, sagt Gerlach.

Anteilseigner sind neben dem DVV das Land NRW, das 80 Prozent des Etats trägt, der WDR und das ZDF, die Landesmedienanstalt und die Medienstiftung NRW und die Stadt Marl. Im laufenden Jahr stünden noch zwei Sitzungen mit den Gesellschaftern an. Sie hoffe auf eine Lösung. „Alle müssen sich unterhaken.“

Zugleich verschärfe das Institut seinen Sparkurs. „Bei uns wird jeder Dienstreiseantrag fünf Mal umgedreht“, sagt sie. Das Grimme-Institut ist laut Gerlach zudem auf der Suche nach starken Partnern für eine längerfristige Zusammenarbeit mit einer Zehn-Jahres-Perspektive, die über kurzfristiges Sponsoring hinausgeht.

Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme Instituts, steht bei der Bekanntgabe von Gewinnern der Grimme-Preise im Kölner Filmhaus. Das Grimme-Institut feiert 50. Geburtstag und hat dabei Finanzsorgen

Frauke Gerlach, Direktorin des Grimme Instituts, steht bei der Bekanntgabe von Gewinnern der Grimme-Preise im Kölner Filmhaus. Das Grimme-Institut feiert 50. Geburtstag und hat dabei Finanzsorgen

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Sie sei dem Landtag dankbar, weil er Räume, Bühne und Technik für den Festakt bereitstellt. Moderatorin Caren Miosga, die zu den Stargästen des Abends zählt, verzichte dafür auf Honorar, sagt Gerlach.

(pvk/dpa)