Passauer Polizeichef entlassen Mannichl sagt Nazis den Kampf an

Düsseldorf (RPO). Alois Mannichl hat bei seiner Entlassung aus der Klinik in Passau einen ergreifenden Appell an die deutsche Öffentlichkeit gerichtet. Sichtlich geschwächt kündigte der bei einem Attentatsversuch schwer verletzte Passauer Polizeichef an, seinen Kampf gegen den Rechtsextremismus fortsetzen zu wollen. Beim Dank an seine Familie brach ihm die Stimme weg.

Polizeichef Alois Mannichl verlässt die Klinik
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Polizeichef Alois Mannichl verlässt die Klinik

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Mannichl steht auf einer der unteren Stufen der Krankenhaustreppe, damit die Leute und Objektive ihn sehen können. Er steht aufrecht und spricht in klaren, durchdachten Sätzen, wirkt aber noch sichtlich geschwächt. Die Messerstiche des vermutlich rechtsradikalen Angreifers hätten ihn auch töten können. Mannichl hat überlebt. Er war am Samstag vor seinem Wohnhaus in Fürstenzell niedergestochen worden.

Alles deutet darauf hin, dass es ein Racheakt von Rechtsradikalen war. Mannichl hatte ihnen zuvor das Leben schwer gemacht, war immer wieder gegen sie vorgegangen. Aus Überzeugung, wie nun auch sein Statement vor der versammelten Presse zeigt. Er wolle sich nicht einschüchtern lassen, sagt er. Auch nicht durch ein feiges Attentat.

Niemand dürfe sich von Einzelnen "in Angst und Schrecken" versetzen lassen, fordert er und blickt dabei mit sicherem Ausdruck in die Menge. "Wir werden im Kampf gegen den Rechtsextremismus nicht nachlassen", lautet seine Botschaft. Gerichtet ist sie nicht nur an die Presseleute, die in einer großen Traube vor ihm stehen, sondern an Politik, Kollegen, Bürger — die ganze deutsche Gesellschaft.

Den zweiten Teil seiner Rede widmet er den höheren Mächten, der Presse und vor allem seiner Familie. Es geht ihm darum, allen "Danke" zu sagen. Dem lieben Gott dafür, dass er so viele Schutzengel hatte, der Presse für die faire Berichterstattung, den vielen Menschen, von denen er in Briefen Zuspruch erhalten hat.

Als Mannichl in seiner Rede auf seine Familie zu sprechen kommt, bricht ihm die Stimme weg. Die Tränen steigen hoch. Er dankt mit halberstickter Stimme seiner Frau, seiner Tochter, seinem Sohn, die ihm tagelang zur Seite gestanden haben.

Um seine Entschlossenheit zu unterstreichen, hat sich Mannichl etwas Besonderes überlegt. Er wählt demonstrativ den Hauptausgang, um die Klinik zu verlassen. Aufrecht, selbständig und auf beiden Beinen, so dass es jeder sehen kann. Er will zeigen, dass er den Kampf gegen den Rechtsextremismus weiterkämpfen wird. Jetzt erst recht.

Die Polizei sucht immer noch in Bayern und Österreich nach zwei tätowierten Skinheads. Ein 33 Jahre alter Neonazi und seine 22 Jahre alte Frau sitzen in Untersuchungshaft. Ihnen wird Beihilfe zum versuchten Mord vorgeworfen.

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