Bundesamt für Flüchtlinge "Kirchenasyl wird zur Systemkritik missbraucht"

Berlin · Nach Bundesinnenminister Thomas de Maiziere hat sich nun auch der Präsident des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge, Manfred Schmidt, kritisch über die Kirchenasyl-Praxis geäußert.

 Manfred Schmidt sieht das Kirchenasyl kritisch.

Manfred Schmidt sieht das Kirchenasyl kritisch.

Foto: dpa, shp htf

Früher sei es um wenige Einzelfälle gegangen, bei denen nach einer negativen Asylentscheidung die Abschiebung ins Herkunftsland verhindert werden sollte. "Heute beobachten wir, dass das Kirchenasyl vermehrt solchen Menschen gewährt wird, für deren Verfahren eigentlich andere EU-Staaten zuständig sind", sagte Schmidt der "Welt".

Er habe den Eindruck, "dass die Kirchen das Kirchenasyl immer häufiger als Systemkritik am europäischen Dublin-System der Zuständigkeitsverteilung nutzen." Nach dem sogenannten Dublin-Verfahren ist das EU-Land für einen Flüchtling zuständig, in dem dieser zuerst EU-Boden betreten hat.

"Vor dem Start von Dublin mussten Flüchtlinge durch Europa tingeln", sagte Schmidt. "Sie waren auf der Suche nach einer Behörde, der sie ihre Geschichte erzählen konnten. Keiner hat sich zuständig gefühlt." Heute könne sich jedoch kein Land mehr aus der Verantwortung stehlen.

(dpa)
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