Verletzte durch Silvester-Knaller Manche Böller zünden wie ein Sprengsatz

Feuerwehr und Polizei warnen jedes Jahr aufs Neue. Bei vielen vergeblich. Schon jetzt gibt es Verletzte wegen fahrlässiger Ballerei. Viele Experten warnen, insbesondere vor illegalen Böllern aus Osteuropa. Andere Fachleute haben anscheinend resigniert. An diesem Freitag beginnt der offizielle Verkauf von Feuerwerksartikeln.

Silvester-Feuerkwerk und Böller: Was ist zu beachten?
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Worauf Sie bei Silvester-Böllern achten müssen

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Foto: AP

Jedes Jahr warnen Behörden und Experten aufs Neue, jedes Jahr gibt es dennoch Verletzte. Auch 2012. Aus Mecklenburg-Vorpommern wird gar ein Todesfall gemeldet.

Weil ein Böller versehentlich explodierte, verblutete ein 51-jähriger Mann in Torgelow in seiner Wohnung. Der Feuerwerkskörper hatte nach Schilderung der Polizei bereits am vergangenen Freitag zu schweren Verletzungen an der rechten Hand des Mannes geführt, wie die Polizei mitteilte. Den Ermittlungen zufolge versuchte der Mann sich selbst zu behandeln. Eine ärztliche Versorgung hätte ihm vermutlich das Leben gerettet.

Der Berliner Tagesspiegel zählt am Donnerstag sogar so viel Verletzte wie nie. Dem Bericht zufolge wollte ein 26-Jähriger offenbar selbst Feuerwerkskörper herstellen. In seinem Wohnzimmer kam es zur Explosion, das Zimmer brannte vollständig aus, eine Schwangere habe eine Rauchvergiftung erlitten.

In den vergangenen Wochen wurden mehrfach Fälle gemeldet, in denen Zündler Verletzungen an den Händen erlitten. Ein Böller zerriss in Berlin die Hand eines 22-Jährigen. Ein 17-Jähriger verlor zwei Finger. Ein anderer die Fingerkuppen. In Süd- und Ostdeutschland wurden große Mengen an illegalem Feuerwerk beschlagnahmt.

"Resignation"

Manche Experten können angesichts solcher Fälle nur noch den Kopf schütteln. "Ein gewisser Anteil von Menschen lässt sich nicht erreichen", zitierte der Tagesspiegel einen Sprecher der Feuerwehr. Ein anderer Beamter habe von "Resignation" gesprochen und darauf verwiesen, dass selbst einfachste Regeln missachtet würden.

Abgesehen von Fahrlässigkeit spielen bei Verletzungen aber auch oftmals illegale Böller aus dem osteuropäischen Ausland eine Rolle. Sie können erheblich mehr Schäden anrichten als handelsübliches Silvesterfeuerwerk. Mitarbeiter der Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) warnen: "Die Böller brennen teilweise so schnell ab, dass man plötzlich einen Sprengsatz in der Hand hat", so BAM-Experte Christian Lohrer.

Die Materialforscher kritisierten, dass gefährliche Feuerwerkskörper in anderen Ländern viel leichter eine Zulassung erhielten als in Deutschland. Rund 36 Prozent aller neuen Feuerwerke sei von BAM in diesem Jahr die Zulassung verwehrt worden. Die Böller seien gefährlich, weil sie statt des handelsüblichen Schwarzpulvers einen Knallsatz mit Metallpulver enthielten. "Würde man einen geprüften Knallkörper in der Hand anzünden, käme es zu ein paar Verbrennungen. Bei den sogenannten Blitzknallkörpern könnte man einige Finger verlieren", sagt BAM-Prüfleiterin Heidrun Fink.

Auch dieses Silvester werden wohl wieder für über hundert Millionen Euro Böller, Knaller und Raketen in die Luft gejagt. Für den Einkauf, der regulär an diesem Freitag startet, und Handhabung von Feuerwerkskörpern empfehlen Experten, auf einige wenige zentrale Dinge zu achten.

(pst)
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