Aus griechischen Aufnahmelagern Erste Flüchtlingskinder im Landkreis Osnabrück erwartet

Düsseldorf · Die ersten in Deutschland erwarteten Flüchtlingskinder aus Griechenland werden von Samstag an zunächst im Landkreis Osnabrück untergebracht. Nach ihrer Ankunft müssen die Kinder erstmal in Quarantäne.

Ein kleines Mädchen steht am Stacheldrahtzaun in einem provisorischen Zeltlager in der Nähe des Camps für Migranten in Moria. (Archiv)

Ein kleines Mädchen steht am Stacheldrahtzaun in einem provisorischen Zeltlager in der Nähe des Camps für Migranten in Moria. (Archiv)

Foto: dpa/Angelos Tzortzinis

53 Kinder aus den Aufnahmelagern der Inseln Lesbos, Chios und Samos sollen dort in einer Einrichtung der Kinder- und Jugendhilfe betreut und begleitet werden, wie die niedersächsische Sozialministerin Carola Reimann (SPD) am Donnerstag in Hannover mitteilte. Dort sei auch die medizinische und psychologische Versorgung sichergestellt.

Die Aufnahme der Kinder erfolge in enger Abstimmung zwischen dem Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, den Innenministerien von Bund und Land sowie dem niedersächsischen Sozialministerium und den griechischen Behörden, hieß es. Die Jungen und Mädchen sind größtenteils unter 14 Jahre alt und stammen aus Krisengebieten in Syrien, Afghanistan und Eritrea. Sie sollen am Samstag am Flughafen Hannover ankommen, wie der Landkreis Osnabrück auf epd-Anfrage bestätigte.

Den genauen Ort der Unterbringung nannten die Behörden nicht. „Die Kinder mussten viele Monate in erbärmlichen und katastrophalen Zuständen leben und haben zum Teil ihre Eltern im Krieg oder auf der Flucht verloren“, sagte Landrätin Anna Kebschull (Grüne). Deshalb sollten sie auch vor dem großen Interesse der Öffentlichkeit geschützt werden.

Alle Kinder wurden nach Angaben des Landessozialministeriums vor ihrem Abflug aus Athen gesundheitlich überprüft und haben keine Erkrankungen. Nach einer 14-tägigen Quarantäne aufgrund der Corona-Pandemie sollen die Jungen und Mädchen auf mehrere Bundesländer verteilt werden. Einige blieben in niedersächsischen Kommunen. Etwa 20 hätten in Deutschland konkrete verwandtschaftliche Beziehungen und würden im Anschluss an die Quarantäne dorthin übermittelt, hieß es.

Eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), Deutschland werde in den kommenden Wochen und Monaten noch 300 weitere Kinder aus den griechischen Lagern aufnehmen, insgesamt also 360 Kinder. Dies geschehe gemäß der Vereinbarung mit neun EU-Staaten, die insgesamt 1.600 besonders schutzbedürftige unbegleitete Kinder aus den Lagern herausholen wollten. Einen genauen Zeitplan dafür gebe jedoch noch nicht.

Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Filiz Polat zeigte sich erfreut, dass sich viele Bundesländer und Kommunen trotz der Corona-Krise zur Aufnahme von Flüchtlingskindern bereiterklärt hätten. „Ich hoffe, dass das ein Signal ist, jetzt weiterzumachen und schnell weitere Kinder aus den Lagern zu holen“, sagte sie dem epd.

Polat forderte darüber hinaus, dass auch diejenigen Flüchtlinge aufgenommen werden, die aufgrund der Familienzusammenführung einen Rechtsanspruch hätten, nach Deutschland zu kommen: „Wenn ohnehin Kinder per Flugzeug geholt werden, könnten doch diese Menschen mitgenommen werden.“

(csi/epd)
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