Atomkraftwerksbetreiber dementieren Leiharbeiter müssen angeblich gefährdet arbeiten

München (RPO). In deutschen Kernkraftwerken werden offenbar zahlreiche Leiharbeiter für gefährliche Arbeiten eingesetzt. Laut einem Zeitungsbericht seien diese Arbeiter einer deutlich höheren Strahlenbelastung ausgesetzt, als Stammbeschäftigte. Die beiden größten deutschen Stromkonzerne RWE und Eon haben den Berichten widersprochen.

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Foto: dapd

Ein RWE-Sprecher sagte am Montag der Nachrichtenagentur dapd: "In unseren Kraftwerken gibt es bei den Arbeitnehmern keine Unterschiede. Hier gilt für unsere Mitarbeiter und die der Partnerfirmen: Arbeitssicherheit hat oberste Priorität."

Ein Eon-Sprecher betonte, die Strahlenschutzwerte seien in Deutschland gesetzlich vorgegeben, und zwar für alle strahlenexponierten Personen - egal ob Eigen-, Fremd- oder Leiharbeiter. Sie seien so gestaltet, "dass sie Gesundheitsrisiken vollständig ausschließen". Es werde in Deutschland lückenlos behördlich überwachst, dass die gesetzlichen Strahlenschutzwerte eingehalten würden.

Die "Süddeutsche Zeitung" hatte zuvor unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken berichtet, in Deutschland hätten mehr als 67.000 Beschäftigte einen Strahlenpass.

Dieses Dokument ist für Personen vorgeschrieben, die bei ihrer Arbeit in fremden Betrieben ionisierender Strahlung ausgesetzt sind. Dies gilt zum Beispiel für Leiharbeiter oder Prüfpersonal während der Revision eines Atomkraftwerks.

Nach Angaben der Bundesregierung seien das 2009 in den 17 deutschen Leichtwasserreaktoren knapp 6000 eigene Mitarbeiter gewesen, schrieb die Zeitung. Deutlich höher sei die Zahl des überwachten Fremdpersonals, zu denen die Bundesregierung Leih- und Werkarbeiter zähle: Für dieses Personal seien 24.000 Strahlenpässe ausgestellt worden.

Auffällig ist den Angaben zufolge die unterschiedliche Strahlenbelastung beider Gruppen: Fast 90 Prozent der gesamten Stahlendosen bekämen Leih- und Werkarbeiter ab, die Stammbeschäftigten nur etwas mehr als ein Zehntel. Allerdings liege die Durchschnittsbelastung pro Person weit unter dem Grenzwert von 20 Millisievert.

Das Blatt schrieb, nach Berechnungen der Linkspartei sei die Strahlenbelastung für das Fremdpersonal pro Person im Durchschnitt fast doppelt so hoch wie die für das Eigenpersonal. Die Linken-Abgeordnete Jutta Krellmann spreche von "Strahlenproletariat in deutschen Atomkraftwerken".

Die Linken-Politikerin Dorothée Menzner fürchte zudem, dass international Beschäftigte mit mehreren Strahlenpässen arbeiten und so Strahlenhöchstdosen überschreiten könnten.

(DAPD/AFP/jre)
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