Urteil in Berlin Lebenslange Haft für Raser nach Tod einer Studentin

Berlin · Eine Berliner Studentin schiebt ihr Rad auf dem Gehweg, sie will bei Grün über die Straße. Und wird von einem Auto erfasst. Die junge Frau stirbt. Nun gibt es ein Urteil gegen den Raser.

 Die Polizei bei einer Geschwindigkeitskontrolle (Symbolfoto).

Die Polizei bei einer Geschwindigkeitskontrolle (Symbolfoto).

Foto: dpa/Carsten Rehder

Das Berliner Landgericht hat einen Autoraser zu lebenslanger Haft verurteilt - wegen Mordes an einer Studentin. Der heute 28-Jährige habe bei seiner Flucht vor der Polizei den Tod der unbeteiligten jungen Frau billigend in Kauf genommen, hieß es im Urteil am Donnerstag. Der Angeklagte sei nach einem Diebstahl geflüchtet, um nicht erkannt zu werden.

Die Mutter des Opfers sagte später, eine lebenslange Strafe sei angemessen. „Wir können jetzt sacken lassen.“ Der Linke-Politiker und Rechtsanwalt Gregor Gysi, der die Familie vertritt, erklärte: „Es ist ein gutes und richtiges Urteil.“ Die Gewerkschaft der Polizei hofft laut einer Mitteilung, dass der Schuldspruch Signalwirkung habe.

Die Studentin wollte - ihr Fahrrad schiebend - am Abend des 6. Juni 2018 bei Grün eine Straße in der Berliner City-West überqueren. Mit mehr als 80 Stundenkilometern raste der Angeklagte laut Ermittlungen in die Tempo-30-Zone. Er überfuhr eine rote Ampel, stieß mit zwei Autos zusammen und erfasste mit seinem Wagen die Studentin. Sie wurde durch die Luft geschleudert und starb beim Aufprall.

Der Angeklagte habe bei diesem hohen Tempo nicht darauf vertrauen können, dass nichts passiere, sagte der Richter. Der Fahrer habe einen „unbändigen Willen“ gezeigt, zu entkommen. Ein 18-jähriger Beifahrer des Angeklagten starb wenig später. Zudem wurden ein Polizist und zwei Autofahrerinnen bei der wilden Flucht verletzt.

Der aus Serbien stammende Angeklagte sowie zwei Bekannte hatten zuvor Werkzeugkoffer aus einem Kleintransporter gestohlen. Zivilfahrzeuge der Polizei verfolgten die Diebe ohne Blaulicht und Sondersignal. Kurz vor dem Unfall hatte der 28-Jährige bereits eine Polizeiblockade durchbrochen und Gas gegeben.

Der Angeklagte hatte im Prozess das Geschehen bedauert. Den Polizisten sei kein subjektiver Vorwurf zu machen, hieß es im Urteil. Es sollte aber überlegt werden, was bei solchen Einsätzen anders zu machen sei.

Das Gericht entsprach mit dem Urteil der Forderung der Familie des Opfers - Begründung: Heimtücke, Verdeckungsabsicht und gemeingefährliche Mittel, hinzu kamen der Mord an dem Beifahrer, versuchter Mord in drei Fällen sowie ein verbotenes Autorennen. Die Verteidigung kündigte Revision an.

Trotz des Urteils sehen die Hinterbliebenen keine Gerechtigkeit. „Mit dem Tod von Hanni hat sich unser Leben komplett verändert“, hatte die Mutter schon zuvor gesagt. Es sei ein Alptraum, der nicht ende. „Wir haben lebenslang Hanni nicht - bis an unser Lebensende.“ Gysi als Anwalt der Familie sagte im Prozess über die getötete 22-Jährige: „Sie hat sich für alle Benachteiligten egal welcher Nationalität eingesetzt.“ Die junge Frau studierte Soziale Arbeit, betreute Flüchtlinge und setzte sich für Waisenkinder in Afrika ein.

Erst im März hatte das Landgericht in der Hauptstadt zwei Raser wegen Mordes erneut zu lebenslanger Haft verurteilt. Das erste Urteil hatte der Bundesgerichtshof zuvor aufgehoben. Die Männer hatten bei einem illegalen Rennen auf dem Ku'damm den Jeep eines unbeteiligten Rentners gerammt. Der 69-jährige Arzt im Ruhestand starb.

(lukra/dpa)
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