Kurden-Demonstrationen Polizei stellt Baseballschläger, Messer und Machete sicher

Hamburg · Erneut kommt es auf Kurden-Demonstrationen zu Ausschreitungen. Die Polizei zeigt sich besorgt über die Gewaltbereitschaft. Beamten beschlagnahmten unter anderem Baseballschläger, Messer und eine Machete. In Hamburg verhinderten 1300 Einsatzkräfte Schlimmeres.

 Mit einem Großaufgebot mehrerer Hundertschaften rückte die Polizei bei Kundgebungen von Kurden in Hamburg an.

Mit einem Großaufgebot mehrerer Hundertschaften rückte die Polizei bei Kundgebungen von Kurden in Hamburg an.

Foto: dpa, mks

Nach den Protestzügen am Dienstagabend demonstrierten auch am Mittwoch rund 1300 überwiegend Kurden gegen die Angriffe der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) auf kurdische Städte in Syrien. Unter den Teilnehmern seien auch etwa 120 Angehörige des linken Spektrums gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Die Demonstranten, teilweise in kurdischer Nationaltracht, zogen mit Transparenten, Fahnen und Musik friedlich durch die Stadt. Sie forderten auch Freiheit für Abdullah Öcalan, den Chef der in der Türkei verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK.

Zunächst blieb es ruhig, doch kam es nach dem offiziellen Ende der Kundgebung zu Zwischenfällen. Nach der Abschlusskundgebung zog ein Teil der Demonstranten weiter durch Hamburg, nach Polizeiangaben flogen Flaschen und auch einige Steine. Ein Teilnehmer wurde nach Medienberichten am Kopf verletzt und ins Krankenhaus gebracht.

Die Polizei war mit fast 1300 Beamten im Einsatz, davon knapp 260 aus anderen Bundesländern. Sie begleiteten und kontrollierten kleinere Gruppen, die sich durch St. Georg und Altona bewegten. "Durch starke Polizeipräsenz und zahlreiche Überprüfungen konnten Auseinandersetzungen weitgehend unterbunden werden", erklärte der Sprecher. Es seien mehrere Personen in Gewahrsam oder festgenommen sowie Platzverweise ausgesprochen worden. Die Beamten hätten Hieb- und Stoßwaffen wie Baseballschläger, Messer und eine Machete beschlagnahmt. Auch eine Schusswaffe und Munition seien sichergestellt worden.

Nach den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen rivalisierenden ethnischen Gruppen in Hamburg und Celle hat die Polizeigewerkschaft Alarm geschlagen. "Hier droht ein Stellvertreterkrieg auf deutschem Boden", sagte der Vorsitzende der Polizeigewerkschaft, Rainer Wendt, der "Passauer Neuen Presse" (Donnerstagsausgabe). In Hamburg und Celle hätten die Einsatzkräfte "unter Lebensgefahr rohe Gewalt" erlebt, die sich auch gezielt gegen die Polizei gerichtet habe.

IS-Flaggen wehen über dem Stadtrand von Kobane
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Die Gewalttäter seien mit Macheten, Schlagstöcken und Messern "bis an die Zähne" bewaffnet gewesen, klagte Wendt. Die Konflikte aus dem Irak und Syrien würden auf deutschen Straßen ausgetragen.

Auch der Vorsitzende des Bundestags-Innenausschusses, Wolfgang Bosbach (CDU) zeigte sich besorgt. Es sei "leider nicht das erste Mal, dass Konflikte, deren Ursachen in anderen Staaten oder in unterschiedlicher religiöser Prägung liegen, mit Gewalt auf unseren Straßen und Plätzen ausgetragen werden", sagt Bosbach der "Passauer Neuen Presse". Der CSU-Innenexperte Stephan Mayer forderte, es müsse "mit allen Möglichkeiten des Strafrechts gegen die Täter und vor allem Rädelsführer vorgegangen werden".

Flüchtlinge hoffen auf Hilfe an der türkisch-syrischen Grenze
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Bei gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen kurdischen und jesidischen Gruppen sowie Muslimen wurden am Dienstag in Hamburg und Celle mehr als 20 Menschen verletzt. Im nordsyrischen Kobane stehen sich kurdische Soldaten und Anhänger der Dschihadistengruppe IS in schweren Kämpfen gegenüber. Kurden in Deutschland demonstrieren seit Tagen für mehr Unterstützung für ihre Landsleute in Kobane.

(AFP dpa)
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