Kriminalitätsstatistik 143 Kinder wurden 2017 bei Verbrechen getötet

Berlin · 143 Kinder sind im vorigen Jahr in Deutschland Tötungsdelikten zum Opfer gefallen. Das ergab eine Sonderauswertung der polizeilichen Kriminalitätsstatistik.

 Eine Handpuppe sitzt auf einer Liege in einem Untersuchungsraum in der  Kinderschutzambulanz der Medizinischen Hochschule in Hannover (Archivbild).

Eine Handpuppe sitzt auf einer Liege in einem Untersuchungsraum in der Kinderschutzambulanz der Medizinischen Hochschule in Hannover (Archivbild).

Foto: dpa/Julian Stratenschulte

Diese wird am Mittwoch die Kinderschutzorganisation Deutsche Kinderhilfe sowie das Bundeskriminalamt (BKA) und der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung in Berlin vorgestellt. 13.539 Kinder unter 14 Jahren wurden demnach Opfer von sexuellem Missbrauch, zudem wurden 4208 Kinder misshandelt.

Die Zahl berücksichtigt Delikte wie Mord, Totschlag, fahrlässige Tötung und Körperverletzung mit Todesfolge. Sie schwankte in den vergangenen zehn Jahren zwischen 108 und 186, einen Trend gab es nicht. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von 7,52 Prozent. Dazu kamen 77 Fälle von versuchten Mord und versuchtem Totschlag.

Bei den Sexualdelikten gab es im Vorjahresvergleich einen Rückgang um 3,64 Prozent. Das war der niedrigste Stand seit 2008. Die Zahl der Fälle schwankte seither ebenfalls ohne erkennbaren Trend in einem vergleichsweise engen Bereich zwischen rund 14.000 und 15.500.

Besitz und Verbreitung von Kinderpornografie werden dabei gesondert erfasst. Hier gab es im vergangenen Jahr rund 16.300 Fälle. Die Zahl der Misshandlungen stagnierte demnach. Sie hatte 2017 bei 4204 gelegen. Seit 2008 pendelt sie um die Marke von 4000 pro Jahr.

BKA-Chef Holger Münch verwies bei der Vorstellung auf die potenziell hohe Zahl von Verbrechen, die nicht in der offiziellen polizeilichen Kriminalitätsstatistik erfasst würden. "Wir müssen davon ausgehen, dass viele Taten unentdeckt bleiben", erklärte Münch. "Signale von Kindern" müssten ernst genommen werden. Darüber hinaus müssten diese auf Gefahren vorbereitet werden - auch solche im virtuellen Raum

Kinderhilfe-Vorstandsvorsitzender Rainer Becker forderte dabei eine bessere Erkennung von "Risikofaktoren wie Trennungskonflikte und psychische Störungen bei Eltern". Das sei Aufgabe verschiedener Institutionen von Kita und Schule über Ärzte bis hin zur Polizei. "Um der Verantwortung gerecht zu werden, müssen die Institutionen aber finanziell und personell gut ausgestattet sein", betonte er.

Der Missbrauchsbeauftragte Wilhelm Rörig äußerte sich "erschüttert" über das Ausmaß von Missbrauch und die Verbreitung entsprechender Aufnahmen im Internet. Erschreckend sei insbesondere "der Anstieg härtester Gewaltszenen" und eine zunehmende Zahl von Filmen und Bildern des Missbrauchs von Babys und Kleinkindern. Kinderschutz im Internet finde bisher "nicht statt". Die IT-Branche müsse daher gesetzlich zu mehr Schutzmaßnahmen verpflichtet werden, forderte er.

(AFP)
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