Gedanken zum Jahreswechsel Silvester darf auch still sein

Meinung | Düsseldorf · Wer es zu Silvester krachen lassen will, findet wenig Fürsprecher. Durchaus verständlich, denn solange in der Ukraine russische Raketen Tod und Zerstörung bringen, kann hierzulande wohl kaum Feuerwerk ohne Vorbehalt abgebrannt und in den Himmel geschickt werden.

 Der Jahreswechsel 2022/23 steht an (Symbolbild).

Der Jahreswechsel 2022/23 steht an (Symbolbild).

Foto: obs/Hagen Lehmann

Zum Jahreswechsel ist das Böllern zwar wieder erlaubt, aber in weiten Teilen der Bevölkerung verpönt. Schon die Rücksicht auf die Geflüchteten, die bei uns vor Krieg und Verfolgung Schutz gefunden haben, müsste doch Grund genug sein, aus eigener Überzeugung und damit freiwillig auf unangebrachte, Ängste erzeugende Knalleffekte zu verzichten.

Und natürlich gibt es vielfältige weitere Argumente, weshalb Silvesterfeuerwerk abzulehnen ist: weil es Tiere erschreckt, weil der Feinstaub die Umwelt belastet, weil es zu Unfällen kommt, weil das Geld sinnvoller für gute Werke („Brot statt Böller“) gespendet werden könnte. Was dabei vergessen wird, ist der lange vermisste Spaßfaktor, den jede Gesellschaft als stärkendes Element braucht. Im dritten Jahr der Pandemie waren Feiern und Festivals in diesem Sommer nahezu unbeschwert möglich. Warum es also nicht auch an Silvester 2022 wieder richtig knallen lassen? Das gehört doch zur zurückgewonnenen Normalität.

Den Spaßverderbern, die alles reglementieren und untersagen wollen, sei gesagt, dass ausgelassene Freude gerade in Zeiten der Krise unverzichtbar ist. Die rheinische Seele giert – nicht nur im Karneval – nach frohen Momenten. Wo der Frohsinn aber in Exzesse auszuarten droht wie in der Düsseldorfer Altstadt oder am Kölner Dom, sind (Böller-)Verbote sinnvoll. Ansonsten aber sollte es den Feierfreudigen selbst überlassen bleiben, ob sie es zu Silvester krachen lassen oder lieber etwas ruhiger (aber nicht weniger fröhlich) ins neue Jahr gehen. Vielleicht wird daraus eine neue, fast schon rheinische Tradition: Silent Silvester.

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