Altkanzler wehrt sich gegen Berichte Kohl sieht Grenzen des Anstands verletzt

Berlin (RPO). Altbundeskanzler Helmut Kohl (81) geht mit jüngsten Veröffentlichungen über sein Privatleben hart ins Gericht. Den Autoren der Bestseller wirft er vor, die Unwahrheit zu sagen und Geschmacklosigkeiten zu verbreiten. Der Öffentlichkeit traut er einen kritischen Umgang mit den Texten zu.

Kohl kritisierte am Dienstag in Berlin, seit Monaten beschäftigten sich Veröffentlichungen "ausführlich" mit seinen privaten Angelegenheiten. Diese "öffentliche Zurschaustellung und Vermarktung" seines Privatlebens empfinde er als unangemessen, "zumal die Veröffentlichungen die Grenzen von Geschmack und Anstand weit überschreiten und in wesentlichen Punkten mit der Wahrheit nicht in Einklang stehen".

Er werde sich zu privaten Angelegenheiten öffentlich nicht äußern, betonte Kohl. "Ich bitte um Respekt für meine Privatsphäre und überlasse es der Öffentlichkeit, selbst zu beurteilen, welche Interessen den Publikationen in Wahrheit zugrunde liegen."

Derzeit sind zwei Bestseller im Buchhandel, die sich mit Kohls Leben beschäftigen. Zu Jahresanfang hatte Kohls Sohn Walter sein Buch "Leben oder gelebt werden. Schritte auf dem Weg zur Versöhnung" vorgelegt. Darin beschreibt er das schwierige Familienleben im Haus des früheren Kanzlers und sein zerrüttetes Verhältnis zum Vater.

Vor wenigen Wochen veröffentlichte dann der Autor Heribert Schwan eine Biografie von Kohls Frau Hannelore ("Die Frau an seiner Seite: Leben und Leiden der Hannelore Kohl"), die sich im Jahr 2001 das Leben genommen hatte. Das Buch beruht dem Autor zufolge auf vertraulichen Gesprächen mit der früheren Kanzlergattin.

Teilnahme an Gedenkkonzert abgesagt

Der Altkanzler hat nach Angaben seines Berliner Büros unterdessen seine Teilnahme an einem Gedenkkonzert der ZNS Stiftung zu Ehren seiner vor zehn Jahren verstorbenen Frau Hannelore kommende Woche in Speyer abgesagt. Am Montag hatte eine Sprecherin der Hannelore-Kohl-Stiftung auf dapd-Anfrage gesagt, Kohl habe bisher weder zu- noch abgesagt. Seine Teilnahme sei ungewiss.

In einem Schreiben seines Berliner Büros an die Stiftung wird das Fernbleiben des Altkanzlers damit begründet, dass er vor zwei Jahren aus der ZNS Stiftung ausgeschieden sei und an seiner Stelle nunmehr seine Söhne Walter und Peter in den Stiftungsgremien vertreten seien, "um mit ZNS das Lebenswerk ihrer Mutter in Familienhand fortzuführen". Der Generationenwechsel sei damals einvernehmlich vereinbart worden und habe dem Willen aller Beteiligten entsprochen.

Eine Beteiligung an ZNS-Aktivitäten oder eine Teilnahme an ZNS-Veranstaltungen sehe der Altkanzler nach dem Generationenwechsel für seine Söhne als kontraproduktiv an, heißt es in dem Brief. Er bitte darum, seine Söhne bei der Fortführung von ZNS nach Kräften zu unterstützen.

Kohls Söhne führen Stiftungsarbeit fort

Peter Kohl hatte in einem Interview mit der Zeitschrift "Superillu" gesagt, dass er sich über ein Kommen seines Vaters freuen würde, dessen Teilnahme aber auch eine gesundheitliche Frage sei. Peter und Walter Kohl wollen an der Veranstaltung teilnehmen. Das Verhältnis zwischen dem Altkanzler und seinem Sohn Walter gilt derzeit als angespannt, nachdem sich Walter Kohl in seinem Buch "Leben oder gelebt werden" kritisch mit dem Familienleben der Kohls auseinandersetzt hatte.

Die ZNS Hannelore Kohl Stiftung für Verletzte mit Schäden des zentralen Nervensystems will mit dem Konzert am 5. Juli an ihre 2001 gestorbene Gründerin erinnern. Das Konzert finden um 19.00 Uhr in der Dreifaltigkeitskirche in Speyer statt. Hannelore Kohl, die an einer schmerzhaften Lichtallergie litt, hatte vor zehn Jahren den Freitod gewählt. Helmut Kohl ist seit 2008 in zweiter Ehe verheiratet.

(AP/AFP)
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