Veranstaltung zum Nahostkonflikt Königin Beatrix und Gauck in Düsseldorf

Düsseldorf · Auf sie richteten sich gestern Abend alle Blicke: Die niederländische Königin Beatrix und Bundespräsident Joachim Gauck, begleitet von seiner Partnerin Daniela Schadt, waren die prominentesten Teilnehmer an der Festveranstaltung "Europa schlägt Brücken im Nahen Osten".

 Königin Beatrix und Bundespräsident Gauck waren nach Düsseldorf gekommen, um über den Nahostkonflikt zu sprechen.

Königin Beatrix und Bundespräsident Gauck waren nach Düsseldorf gekommen, um über den Nahostkonflikt zu sprechen.

Foto: dpa, Thomas Rafalzyk

Mit dabei in den mit einem großen Polizeiaufgebot abgesicherten Düsseldorfer "Rheinterrassen" waren auch NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, Ex-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers, die Frau des früheren Bundespräsidenten, Christina Rau, die ehemalige Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth, SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück mit Frau Gertrud, der ehemalige bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein, VW-Patriarch Ferdinand Piech, Grünen-Chefin Claudia Roth, der ehemalige Bundesaußenminister Klaus Kinkel, Ex-NRW-Finanzminister Jochen Dieckmann, der frühere österreichische Bundeskanzler Wolfgang Schüssel, die Unternehmerinnen Gabriele Henkel und Liz Mohn, die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer, Gerichtspräsidentin Anne-José Paulsen, der ehemalige Rektor der Universität Düsseldorf, Gert Kaiser, EU-Kommissionspräsident Jacques Santer, sowie der Verleger Alfred Neven DuMont, und seine Frau Hedwig, die die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernommen hatten.

Durch den Abend, der musikalisch unterstützt wurde von Daniel Barenboim, führte ZDF-Moderatorin Marietta Slomka, die auf ein Honorar verzichtet hatte. An den festlich gedeckten Tischen wurde mit Spannung die Rede des Bundespräsidenten erwartet, der bereits vor drei Wochen in die Landeshauptstadt gekommen war, um Nordrhein-Westfalen seinen offiziellen Antrittsbesuch abzustatten.

Höflicher Applaus für Gauck

Als er zusammen mit ihrer Majestät der Königin den Saal betrat, erhoben sich die 450 geladenen Gäste von ihren Plätzen, und es gab höflichen, aber keineswegs überschwänglichen Beifall. Auch bei dem inzwischen dritten Treffen dieser Art standen die Beziehungen zwischen den Nachbarregionen im Nahen Osten einerseits sowie dem Nahen Osten und der Europäischen Union andererseits im Mittelpunkt.

Eine feste Säule bei diesem doppelten Brückenschlag bildet das trilateralen "Zentrum für Europäische Studien" an der israelischen Privatuniversität "Interdisciplinary Center" (IC) in Herzliya. Das IC koordiniert die Zusammenarbeit mit der palästinensischen Al-Quds-Universtität in Ost-Jerusalem und der Royal Scientific Society (RSS) in der jordanischen Hauptstadt Amman. Im Mittelpunkt steht dabei das Lernprogramm "Europäische Studien", das sich an junge Menschen richtet.

Im ersten Jahr besuchen sie in ihren jeweiligen Hochschulen Vorlesungen und Seminare zur Europäischen Union sowie zu Integration und Gesetzgebung Europas. Im zweiten Jahr absolvieren sie ein einjähriges Studium an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. "Diese gemeinsame Studienerfahrung der jungen Menschen aus verfeindeten Gebieten bringt Bildung, Hoffnung und gegenseitigen Respekt in die Region", so das "Zentrum für Europäische Studien", das von Avi Primor geleitet wird.

"Bannerträger des Humanismus"

Der frühere israelische Botschafter in Deutschland hatte gestern Abend in Düsseldorf viele Hände zu schütteln. Als Gastgeber bezeichnete er den Bundespräsidenten, der am Tisch neben König Beatrix saß, als "Bannerträger des Humanismus" und dankte ihm ebenso wie dem Land NRW für die Unterstützung des nahöstlichen Verständigungsprojekts.

Gauck sagte abseits des Redemanuskripts mit einem Lächeln, es gebe noch viele Dinge, für die sich Avi Primor einsetzen könnte. Aber es sei wohl das Beste, wenn Primor den eingeschlagenen Weg fortsetze. Der Präsident lobte die Universität Düsseldorf für ihren Einsatz um die "gute Sache". Er dankte "allen von ganzem Herzen, die sich an diesem Brückenschlag mitwirkten". Vor seiner Rede hatten er und Königin Beatrix mit Studierenden aus Nahost gesprochen.

Freundschaften und die Erlebnisse einer Gemeinschaft mit anderen Kulturen würden die Geschenke sein, die die jungen Leute nach dem Studium in ihre Heimat mitnähmen, so der Bundespräsident.. "Der Friede war Europa wahrhaftig nicht in die Wiege gelegt", sagte Gauck. Aber es habe immer wieder Menschen gegeben, die Brücken gebaut und sich für Verständigung eingesetzt hätten - die Brücke von Mostar auf dem Balkan sei dafür ein Symbol in Europa geworden.

Feindschaften können überwunden werden

Trotz aller Anstrengungen gebe es immer wieder "jede Menge Rückschläge". Aber auch scheinbar auf Ewigkeit angelegte Feindschaften könnten überwunden werden: "Ich weiß das. Ich habe mir nicht vorstellen können, dass das kommunistische Imperium zuendegehen würde, aber ich habe es erlebt."

Gauck rief die in dem Saal anwesenden Studierenden auf, beim Brückenschlag nicht nachzulassen. Durch das Engagement junger Menschen könnten Gesellschaften aus der Spirale der Gewalt herauswachsen. "Doch jede Generation muss sich neu üben im Brückenbau. Es lohnt sich - auch wenn der Erfolg nur langsam wächst."

(RP/nbe/ila/sap)
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