Kölner Dom Klöppel der Petersglocke zerbrochen

Köln (RPO). Im Kölner Dom ist am Donnerstag der Klöppel der größten freischwingenden Glocke der Welt - des "decken Pitter" (dicken Peter) - aus der Aufhängung gebrochen. Wie die Stadtverwaltung mit Berufung auf domradio.de mitteilte, ereignete sich der Zwischenfall am Morgen beim Läuten kurz vor Beginn des Messe zum Dreikönigstag.

Kölner Dom: so sieht es auf dem Dach aus
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Auf dem Dach des Kölner Doms

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Die von den Kölnern liebevoll "Decker Pitter" genannte St. Petersglocke im Dom schweigt. Am Donnerstagmorgen fiel der Klöppel der mit 3,24 Meter Durchmesser und rund 24 Tonnen größten freischwingenden Glocke der Welt herab. Über die Ursache gibt es noch keine Informationen. Möglich scheint eine Materialermüdung an der Aufhängung. Verletzt wurde niemand, wie Dompropst Norbert Feldhoff gegenüber dem Kölner "Express" bestätigte.

Das tiefe C des Geläuts hätte eigentlich kurz vor 10.00 Uhr das Kirchenfest "Erscheinung des Herrn" (Epiphanie) am Dreikönigstag mit einläuten sollen. Dazu kam es nicht mehr. Der Klöppel sei gegen 9.30 Uhr abgefallen, hieß es. Er stürzte auf den Boden der Glockenkammer und brach entzwei. Die Domverwaltung will nach Angaben des Kölner "domradio" am Freitag die Öffentlichkeit über das Ausmaß der Zerstörung informieren.

Die Glocke wurde 1923 im thüringischen Apolda gegossen. Sie wurde am 30. November 1924 als "deutsche Friedensglocke" eingeweiht. Die Vorgängerin war 1873 aus erbeuteten französischen Geschützen entstanden und 1918 zu Kriegszwecken eingeschmolzen worden. Der "decke Pitter" wird zu hohen christlichen Feiertagen geläutet, verkündete der Stadt aber auch das Ende des Zweiten Weltkriegs und erklang am Tag der Wiedervereinigung Deutschlands.

Der "decke Pitter" hält seinen Rekordtitel als größte freischwingende Glocke bis heute - zum Verdruss der Bürger der US-amerikanischen Stadt Newport. Dort ließen zwar Mäzene zur Jahrtausendwende in Frankreich eine neue, 30 Tonnen schwere Glocke gießen, die die Kölner Petrus-Glocke in den Schatten stellen sollte. Allerdings gibt es derzeit keinen Glockenturm, der stabil genug wäre, um sie aufhängen und läuten zu lassen. Die weltweit größte Glocke überhaupt ist die 1734 gegossene "Zar Kolokol" in Moskau. Sie wiegt 200 Tonnen und ist sechs Meter hoch. Sie hat allerdings kein einziges Mal geläutet, weil sie noch in der Gießerei durch ein Feuer schwer beschädigt wurde.

Für die Stadt Köln stellt der "decke Pitter" seit jeher mehr als nur eine Glocke dar, die die höchsten Feiertage einläutet oder zu ganz besonderen Anlässen wie Papstbesuch, Tod des Erzbischofs oder dem Begräbnis von Altbundeskanzler Konrad Adenauer ihr reines C erklingen lässt. Die Bronzeglocke war und ist für die Kölner immer auch ein Gemeinschaftssymbol. Bei der feierlichen Glockenweihe am 30. November 1924 äußerte Kölns damaliger Kardinal Karl Joseph Schulte weitreichende Erwartungen: Der "Decke Pitter" solle "Sinnbild werden von des Deutschen Volkes und des Deutschen Reiches Einheit und zugleich Symbol des langersehnten Friedens und der Völkerversöhnung".

Selbst Musik wurde der Glocke gewidmet. 1956, als zum Katholikentag am Rhein auch der Dom wieder gänzlich zugänglich war, schuf der im Rheinland bekannte Sänger Ludwig Sebus ein Lied über sie: "Wenn der decke Pitter mit dem Bömmel schleit" ("Wenn der dicke Peter mit dem Klöppel schlägt"). 1980, zur 100-jährigen Domvollendung, entstand sein Lied: "Un wann dr decke Pitter lügg, weed mir un dir et klor: De Domtürm han Jebootsdag hück, se weede 100 Johr" ("Und wenn der dicke Peter läutet, wird dir und mir klar, die Domtürme haben Geburtstag heute, sie werden 100 Jahre").

(DDP/KNA/felt)
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