Einheitsfeiern in Berlin Kleine Pannen beim Riesen-Theater

Berlin (RPO). Endlich haben sie es geschafft: Um 17. 05, mehr als eine Stunde später als geplant, trafen sich am Samstag die beiden Riesen-Marionetten der französischen Truppe Royal de Luxe am Brandenburger Tor. Das Spektakel bildete die Hauptattraktion der diesjährigen Feier zum Tag der Einheit in Berlin, kleinere Pannen inklusive.

Riesenmarionetten ziehen durch Berlin
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Riesenmarionetten ziehen durch Berlin

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Mehrere Hunderttausend Besucher waren gekommen, um die Vereinigung des großen Riesens in altmodischer Taucherausrüstung und der kleinen Riesin im gelben Regenmantel zu beobachten.

Das Straßentheater, das sich laut Veranstaltern mit der Reichstagsverhüllung und der Fußballweltmeisterschaft 2006 messen will, erreichte damit seinen Höhepunkt nach zweitägigen Vorspiel in den Straßen von Berlin. Die Geschichte hinter der Open-Air-Inszenierung ist schnell erzählt: Ein Mann und seine Nichte wurden durch den Bau der Mauer getrennt, suchen sich gegenseitig und finden sich schließlich am wichtigsten Symbol der deutschen Einheit.

Kurz bevor die beiden zusammenkommen konnten, passierte den Veranstaltern noch eine Panne. Wegen des großen Menschenandrangs musste ein Sperrgitter auf der westlichen Seite des Tors beiseite geräumt werden, und Hunderte Menschen stürmten den Raum, der eigentlich für das Treffen der Puppen reserviert war. So setzte sich der Riese erst einmal hin, bis der Weg frei war.

Die kleine Riesin hatte zuvor auf der anderen Seite des Tors schon Pause gemacht und sich mitten auf dem Pariser Platz hingehockt und einen Strahl Wasser unter ihrem Mantel hervorspritzen lassen. Nicht gerade gutes Benehmen, doch das allzu Menschliche ist das, was Riese und Riesin für die Massen so anziehend macht. Da wird mit den halb-Meter-langen Wimpern geklimpert, am Lutscher geleckt und des Nachts geschnarcht. Und das trotz 7,50 Höhe bei der Kleinen Riesin und 15 Metern beim Onkel, sowie 13,5 bzw. 25 Tonnen Gewicht.

Für die hölzerne Begegnung waren rund 200 Helfer verantwortlich, gekleidet in dunkelrote Schoßröcke und Kniehosen wie zu Zeiten Ludwig des IVX. Einige saßen auf Kranwagen, die die Puppen vorwärts schoben, andere huschten um sie herum und zerrten an den Metallstrippen, die aus ihnen bewegliche Wesen machen: Gulliver und Gulliverine aus dem Märchen herabgestiegen in die deutsche Hauptstadt.

Ja, und wie sieht es aus, wenn sich zwei von solchen Dimensionen in die Arme fallen? Den Höhenunterschied von immerhin 7,50 Metern überwand die kleine Riesin, indem sie ihrem Onkel durch die Luft entgegenschwebte. Sanft legte der Taucher, dem inzwischen der Tiefseehelm abgenommen worden war, die Arme um das Mädchen und schloss die Augen. Nach Sekunden inniger Umarmung trennten sich die Zwei und der Riese musste sich erst einmal auf einem Container niederlassen und verschnaufen. Zu all dem spielte eine Liveband der Theatertruppe moderne Rhythmen, zu denen die kleine Riesin am Tor ein Freudentänzchen auf den Asphalt legte.

Das Publikum, das sich an den Absperrgittern drängte, war begeistert. "Toll. So etwas habe ich noch nicht gesehen", sagte Claudia Werner aus Frankfurt am Main. Viele Kinder verfolgten die Riesen mit großen Augen, manche auch ängstlich, ob der enormen Größe der Figuren. Am Sonntag werden die Marionetten Berlin wieder verlassen. Vom Pariser Platz werden sie zur Moltkebrücke wandern, um dort auf einem Schiff zu entschwinden.

(csi)
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