Protestantin beim Katholikentag Kirchentag: Tosender Applaus für die Kanzlerin

Osnabrück (RPO). Auch als Protestantin hat sich Angela Merkel von den Katholiken in Osnabrück reichlich Jubel und tosenden Applaus abgeholt. Unter dem Thema "Donnerwetter! Höchste Zeit für eine gerechte Klimapolitik" stellte sich die Pastorentochter aus Templin am Donnerstag auf dem 97. Katholikentag der Diskussion.

Deutscher Katholikentag
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Dabei erhielt sie sogar lauten Beifall, als sie ihre Vorbehalte gegen den von der rot-grünen Bundesregierung beschlossenen Atomausstieg bekundete. Auch bei anderen strittigen Klimathemen bekam die Kanzlerin für ihre Position viel Applaus. So sprach sie sich beim Tempolimit eher für die Produktion sparsamerer Autos und vor allem für eine effektivere Regulierung der Verkehrsströme aus. Schließlich entstehe die Masse der CO2-Emissionen im Stau - "und nicht beim Fahren mit Tempo 180".

Beim Thema Biosprit sagte Merkel, dieser ersetze nicht den sparsamen Umgang mit Energie. Allerdings sei Biomasse eine gewisse Brücke. Zugleich kritisierte die Kanzlerin eine verzerrte Wahrnehmung beim Thema Ethanol. Dass etwa das brasilianische Ethanol den Regenwald verdränge, sei so nicht richtig. Derzeit werde der Regenwald vor allem von Sojaanbau und Viehzucht verdrängt.

Gegenwind bekam die CDU-Chefin lediglich von rund einem Dutzend Umweltaktivisten, die Transparente mit Fragen wie "Frau Merkel, wo bleibt die Kerosinsteuer?" oder "Wo bleibt der Kohleausstieg?" hochhielten.

"Wir müssen alles Umdenken"

Die Kanzlerin blieb freilich unbeeindruckt. Man dürfte den Klimaschutz nicht an einzelnen Fragen festmachen. "Wir müssen alles umdenken, von der Industrieproduktion, über die langfristige Energieproduktion bis hin zur Verkehrsplanung", sagte sie. Der Klimaschutz sei eine grundlegende Frage der Gerechtigkeit. "Klimaschutz steht für mich selbstverständlich für die natürlichen Lebensgrundlagen. Das ist die Voraussetzung dafür, dass alle vernünftig leben können", sagte Merkel.

Sie sei froh, dass sich seit dem vergangenen Jahr weltweit ein gemeinsamer Wille zum Handel spürbar geworden sei. Es gebe für sie kein Thema, bei dem eine so große Notwendigkeit bestehe, dass die Welt gemeinsam agiere, wie beim Klimaschutz.

"Tendenz, nicht schnell genug zu reagieren"

Merkel machte sich dafür stark, jedem Menschen gleiche Rechte für den CO2-Ausstoß zuzuteilen. Bis zum Jahr 2050 solle es pro Person und Jahr ein Kontingent von zwei Tonnen CO2 geben. Dabei spiele es keine Rolle, ob jemand in Kalifornien lebe und bislang 20 Tonnen CO2 ausstoße oder in Afrika mit einer derzeitigen Pro-Kopf-Emission von 0,2 Tonnen pro Jahr.

Zugleich bekundete sie ihre Sympathie für die Berichte des Weltklimarates (IPCC): "Sie sagen uns, was zu tun ist" - und zugleich gäben sie "bis zur Mitte des Jahrhunderts Zeit, etwas zu unternehmen".

"Sicherlich haben wir eine Tendenz, nicht schnell genug zu reagieren", räumte die Kanzlerin ein, aber schließlich könne man nicht vom einen Tag auf den anderen Tag einen geordneten Umstieg schaffen und die gesamte Energieproduktion umkehren.

Deutlicher wurde da der ehemalige Direktor des UN-Umweltprogramms (UNEP), Klaus Töpfer. "Es ist allerhöchste Zeit", warnte er angesichts des Klimawandels. In den hoch entwickelten Ländern müsse zuerst gehandelt werden. Klimaschutz sei keine Verzichtsfrage, sondern eine Handlungsfrage. "Wir wälzen einen guten Teil unseres Wohlstands ab, auf kommende Generationen und arme Länder. Doch wir müssen die Kosten unseres Wohlstands selbst tragen."

(ap)
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