Kommentar zur Katholischen Kirche Kirche in der Pflicht

So provokant dies nach dem gestrigen Tag klingen mag: den Amtsträgern der Kirche darf man glauben. Nämlich ihr Entsetzen über das Ausmaß sexuellen Missbrauchs durch Priester und ihre Scham, diese Verbrechen verharmlost, verschwiegen, vertuscht zu haben.

Unsere berechtigte Empörung über diesen verheerenden „Amtsmissbrauch“ darf das Schuldeingeständnis der Bischöfe nicht bagatellisieren. Andererseits darf deren glaubwürdige Haltung das Unfassbare nicht relativieren. Wenn mit der gestern veröffentlichten und immer noch unzulänglichen Studie von einer Zäsur der Kirche die Rede ist, wird man die Verantwortlichen fortan beim Wort nehmen müssen. Noch sind es Schlagwörter wie Sexualmoral und Kirchenhierarchie, die bedacht werden sollen. Was heißt das konkret? Zu Zölibat, Diakoninnen, Homosexuellen? Die Kirche ist nicht vom Himmel gefallen, sie ist unser Versuch, das Evangelium zu verkünden und zu leben. Diese Kirche hat den Raum für Straftaten und Verletzungen der Menschenwürde geschaffen. Die 3677 belegten Opfer sexueller Gewalt sind damit Teil ihrer Geschichte geworden. Nun ist es die Pflicht der Kirche, eine andere zu werden.

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