Mammutprozess in Darmstadt Kinderpornos: Neun Männer stehen vor Gericht

Darmstadt (RPO). In Darmstadt hat am Mittwoch ein aufsehenerregender Prozess gegen neun mutmaßliche Mitglieder eines Kinderpornografie-Rings begonnen. Die Angeklagten sollen für abscheuliche Verbrechen verantwortlich sein. Angeblich will einer der Drahtzieher umfassend aussagen.

Die zwischen 30 und 57 Jahre alten Männer aus verschiedenen Bundesländern sollen über Jahre im Internet massenweise Bilder und Videos ausgetauscht haben, die den sexuellen Missbrauch von Kindern zeigen.

Laut Anklage nutzten sie dabei eigens eingerichtete Chatrooms und Server. Das Material sei weltweit verfügbar gewesen. Zwei der Beschuldigten sollen auch mehrfach selbst Kindesmissbrauch begangen haben. Die Anklageschrift umfasst über 162 Seiten.

Der Verteidiger des Hauptangeklagten Ludger G. kündigte vor Prozessbeginn an, sein Mandant werde ein umfangreiches Geständnis ablegen. G. ist auch wegen über 20-fachen Missbrauchs von Kindern in den Jahren 1996 bis 2009 angeklagt.

Die Ermittler des Bundeskriminalamts schlugen nach Angaben des Gerichts vor einem Jahr mit 160 zeitgleichen Razzien zu und stellten allein bei einem der Angeklagten über 66.000 Dateien mit kinderpornografischem Inhalt sicher.

Sechs der Männer sitzen wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr in Untersuchungshaft. Einer der Hauptangeklagten kommt aus Wald-Michelbach (Kreis Bergstraße), daher wird in Darmstadt verhandelt.

Noch vor wenigen Tagen hatte Bundesinnenminister Thomas de Maiziere (CDU) ein härteres Vorgehen gegen Kinderpornografie angekündigt. Dafür sollten verdeckte Ermittler auch straflos gestellt werden, falls sie pornografisches Material abrufen oder zur Verfügung stellen müssten, um in die Szene hineinzukommen. Bisher ist es V-Leuten nicht erlaubt, solche szenetypischen Straftaten zu begehen.

(apd/pst)
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