Umfangreiche Ermittlungen Kinderporno-Skandal: 12.000 Verdächtige

Halle (RPO). Schock zur Weihnachtszeit: In Deutschland laufen Ermittlungen zum größten Kinderporno-Skandal in der Krimininalgeschichte. 12.000 Personen stehen unter Verdacht, an dem illegalen Ring beteiligt zu sein. Der entscheidende Hinweis kam von einem Berliner Internetanbieter. Unter den Ermittlern gibt es jedoch Streit.

Umfangreiche Ermittlungen: Kinderporno-Skandal: 12.000 Verdächtige
Foto: ddp, ddp

Bundesweit gebe es zurzeit 12.000 Verdächtige, sagte Oberstaatsanwalt Peter Vogt aus Halle am Montag. In Sachsen-Anhalt werde wegen des Verdachts des Besitzes kinderpornografischer Dateien gegen mehr als 300 Personen ermittelt. Das Landeskriminalamt Baden-Württemberg hatte bereits am Freitag Ermittlungen gegen etwa 1700 Beschuldigte des Bundeslandes wegen desselben Verdachts bestätigt. In Bayern, wo "weit über Tausend" Personen in das Visier der Fahnder geraten sind, kritisierte das Landeskriminalamt (LKA), dass einige Ermittler mit den vorläufigen Ergebnissen der Aktion an die Öffentlichkeit gegangen seien.

"Himmel"

Bei den Ermittlungen unter dem Namen "Himmel", die durch Hinweise eines Berliners Internetanbieters ausgelöst worden seien, soll es weitere Verdächtige in etwa 70 Ländern geben. "Der Provider hatte einen enormen Datenverkehr festgestellt", sagte Vogt. Bei dessen Analyse habe sich herausgestellt, dass es sich um Zugriffe auf ein kinderpornografisches Portal gehandelt habe. Die bundesweite Aktion laufe seit mehreren Monaten. Medienberichten zufolge übernahm die Berliner Staatsanwaltschaft die Federführung. Mit Rücksicht auf die Ermittlungen wollte sich die Berliner Polizei am Montag allerdings nicht zu Details äußern.

Vogt sagte, im Sommer habe Sachsen-Anhalt von Berlin die Akten bekommen. "Das Material wurde geprüft. Daraufhin haben wir Durchsuchungen beantragt." Ein Verfahren betraf einem Zeitungsbericht zufolge den inzwischen zurückgetretenen parteilosen Oberbürgermeister aus dem sachsen-anhaltischen Merseburg, Reinhard Rumprecht. Er wurde per Strafbefehl zu einer Geldstrafe verurteilt, anschließend legte er sein Amt nieder und entschuldigte sich.

Kritik vom bayerischen LKA

Das bayerische LKA hält die frühe Veröffentlichung für "sehr schade". Nun bestehe die Gefahr, sagte LKA-Sprecher Peter Burghardt, dass die übrigen Verdächtigen, gegen die noch Verfahren liefen und bei denen erst noch Beweismaterial gesichert werden müsse, ihre Spuren rechtzeitig verwischen könnten. Das LKA Bayern hätte sich eine zurückhaltendere Pressearbeit gewünscht, betonte er.

Vogt wies darauf hin, dass sich Internetnutzer bei Kinderpornografie sehr schnell strafbar machten. "Schon wenn zielgerichtet mit bestimmten Begriffen nach Kinderpornografie gesucht wird, macht man sich strafbar."

In der Vergangenheit waren den Ermittlern mehrere spektakuläre Schläge gegen Kinderpornografie geglückt. Bei der Aktion "Marcy" wurden 2003 aufgrund eines beschlagnahmten Computers in Magdeburg weltweit 26 500 Tatverdächtige ermittelt. In einem anderen Fall hatte die Staatsanwaltschaft Halle 2006 die Überprüfung von etwa 22 Millionen Kreditkarten veranlasst.

Das Gesetz sieht für den Besitz kinderpornografischer Schriften eine Geldstrafe oder eine Freiheitsstrafe von bis zu zwei Jahren vor.

(afp)
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