Zahl der Kinderkliniken stark gesunken Kindermediziner warnt vor Platznot in Kinderkliniken

Hamburg · Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, warnt vor Bettennot in Kinderkliniken. In manchen Teilen Deutschlands gebe es „eine massive Unterversorgung“. Dötsch erklärt auch, wie das Problem zu lösen ist.

Ein Arzt untersucht im Olgahospital des Klinikums Stuttgart ein Kind.

Ein Arzt untersucht im Olgahospital des Klinikums Stuttgart ein Kind.

Foto: picture alliance/dpa/Sebastian Gollnow

Der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Jörg Dötsch, warnt vor Bettennot in Kinderkliniken gewarnt. In manchen Teilen Deutschlands gebe es „eine massive Unterversorgung, beispielsweise im Schwäbischen, an der Grenze zwischen Hessen und Nordrhein-Westfalen oder an der Grenze zwischen Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern“, sagte Dötsch im Interview der „Zeit“.

Dennoch müssten sich Eltern keine Sorgen machen, dass ihre Kinder nicht behandelt werden. „Irgendwo finden wir immer ein Bett für ein Kind, auch wenn es für die Eltern natürlich unangenehm ist, wenn sie noch in der Nacht 30 oder 40 Kilometer in ein anderes Krankenhaus fahren müssen.“

Die Zahl der Kinderkliniken sei von einst 31.000 auf 18.000 gesunken, erklärte Dötsch. Als Grund dafür nannte er, dass viele Bereiche der Kinder- und Jugendmedizin im DRG-Abrechnungssystem, das auf Fallpauschalen basiert, nicht lukrativ seien. Eine Abkehr von diesem System allein aber „löst die Problematik nicht“, so Dötsch.

Stattdessen brauche es ein Mischung aus Fallpauschalen und sogenannten Vorhaltekosten für Spezialisten und Personal. „Wir nennen das den Feuerwehreffekt. Die Feuerwehr ist immer da, auch wenn es nicht brennt“, sagt Dötsch. Er begrüßte Pläne von Bund und Ländern, die Kinderkliniken in den kommenden beiden Jahren mit einem Hilfsprogramm zu stützen.

Langfristig müsse es gelingen, Pflegerinnen und Pfleger, von denen „viele nicht mehr den Mut haben, den Beruf auszuüben“, zurückzugewinnen, sagte Dötsch.

„Wir müssen den Pflegekräften Perspektiven aufzeigen: Ihr müsst nicht mehr in Kauf nehmen, dass ihr während eurer Schicht nicht mal auf die Toilette gehen könnt! Ihr werdet ein Team finden, in dem Ihr euch austauschen könnt, in dem Ihr mit allen anderen Gesundheitsberufen auf Augenhöhe zusammenarbeitet! Ihr müsst nicht mehr ganz so viele belastende Momente mit nach Hause nehmen und nicht schlafen können, weil Ihr euch Sorgen um die Kinder macht!“

(aku/kna)
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