Verunreinigte DNA-Probe Kein Zusammenhang zwischen Mordfall Peggy und Böhnhardt

Bayreuth · Der mutmaßliche NSU-Terrorist Uwe Böhnhardt hat laut Ermittlern nichts mit dem Mord an der Schülerin Peggy zu tun. Ein Textilteilchen wurde durch Polizeigerät vom Fundort der Leiche Böhnhardts an den Fundort von Peggys Knochen gebracht. Damit bleibt weiter unklar, wer die im Jahr 2001 verschwundene Neunjährige tötete.

 Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen, wo die Skelettteile von Peggy gefunden wurden. (Archivbild vom 06.07.2016)

Waldstück bei Rodacherbrunn in Thüringen, wo die Skelettteile von Peggy gefunden wurden. (Archivbild vom 06.07.2016)

Foto: dpa, gfh jai dna

Die DNA-Spur stehe nicht im Zusammenhang mit dem Tod des Mädchens, sagte Staatsanwalt Daniel Götz am Mittwoch in Bayreuth. Die Spur an dem Textilteilchen habe inzwischen zweifelsfrei einem Kopfhörer Böhnhardts zugeordnet werden können, sagte der Kriminaloberrat Uwe Ebner.

Weder das Baumwollgewebe noch die DNA hätten in Qualität und Quantität angesichts der Witterungsverhältnisse einen Zeitraum von 15 Jahren überstehen können. Laut Ebner, der die Sonderkommission Peggy leitet, war der Kopfhörer 2011 in Eisenach im ausgebrannten Wohnmobil gefunden worden, in dem Böhnhardts Leiche lag.

Im vergangenen Juli hatte ein Pilzsammler in einem Wald in Thüringen, rund 20 Kilometer von Peggys Heimatort Lichtenberg in Oberfranken entfernt, Knochen des Mädchens gefunden. Die Ermittler entdeckten an den Spuren auch Genmaterial von Böhnhardt. Die damals neunjährige Peggy war am 7. Mai 2001 auf dem Heimweg von der Schule verschwunden.

Der Spurenübertrag fand den Ermittlungen zufolge am 3. Juli 2016 am Grabungsort im thüringisch-bayerischen Grenzgebiet statt. Der Zeitraum habe auf wenige Stunden eingegrenzt werden können, sagte Ebner. Verantwortlich sind laut ihm und Götz Einsatzkräfte aus Thüringen: Mehrere der am Fundort von Peggys Knochen in Rodacherbrunn eingesetzten Ermittler seien auch mit dem Fall Böhnhardt befasst gewesen.

"Ein Spurenübertrag (...) darf nicht passieren", sagte Soko-Leiter Ebner. Da seien sich alle Kriminalisten einig. Konsequenzen hätten aber die Thüringer zu ziehen. Wegen der Erkenntnisse müsse aber die Tatortarbeit hinterfragt werden. Das Thüringer Landeskriminalamt wollte sich am Mittwoch zunächst nicht weiter dazu äußern. Eine LKA-Sprecherin sagte nur: "Wir haben es zur Kenntnis genommen."

Dass die Böhnhardt-Spur absichtlich nachträglich eingebracht wurde, ist laut Ebner auszuschließen. Die Vorgänge vor Ort seien noch Teil der Ermittlungen. Schon kurz nach dem Fund der Böhnhardt-DNA war spekuliert worden, dass verunreinigtes Spurensicherungsgerät im Fall Peggy eingesetzt worden sein könnte. Um dies exakt zu klären, sind neben dem bayerischen Landeskriminalamt und dem Bundeskriminalamt mehrere unabhängige Institute eingeschaltet worden.

Damit bleibt weiter unklar, wer die aus dem oberfränkischen Lichtenberg stammende Peggy tötete. Ebner sagte, in dem Fall werde weiter in alle Richtungen ermittelt. Es seien "sehr umfangreiche und der Wertigkeit des Verfahrens angemessene Untersuchungen". Auch die Skelettteile des Mädchens seien noch nicht freigegeben. Ebner wollte die Arbeit nicht näher erläutern, um die Ermittlungen nicht zu gefährden.

Die mutmaßliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe hatte bestritten, etwas über die getötete Peggy gewusst zu haben. Das erklärte ihr Anwalt Hermann Borchert im Namen Zschäpes Anfang Dezember 2016 im Münchner NSU-Prozess. Der Vorsitzende Richter Manfred Götzl hatte die Hauptangeklagte im NSU-Prozess Ende Oktober gefragt, ob sie etwas über Peggy wisse, das sie nicht aus den Medien habe. Zschäpes knappe schriftliche Antwort, die ihr Anwalt verlas, lautete: "Nein."

(oko/AFP/dpa)
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