49-Jähriger gesteht Tötung von Steuerberater des Schauspielers Kaufmann laut Angeklagtem unschuldig

München (rpo). Der Schauspieler Günther Kaufmann ist nach der Aussage eines Angeklagten unschuldig verurteilt worden. Kaufmann habe mit dem tödlichen Überfall auf seinen Steuerberater nichts zu tun gehabt, sagte einer der drei Angeklagten am Dienstag im Wiederaufnahme-Prozess vor dem Münchner Landgericht.

<P>München (rpo). Der Schauspieler Günther Kaufmann ist nach der Aussage eines Angeklagten unschuldig verurteilt worden. Kaufmann habe mit dem tödlichen Überfall auf seinen Steuerberater nichts zu tun gehabt, sagte einer der drei Angeklagten am Dienstag im Wiederaufnahme-Prozess vor dem Münchner Landgericht.

Die Staatsanwaltschaft wirft den drei Berlinern vor, die wahren Verantwortlichen für den Tod von Kaufmanns Steuerberater Hartmut Hagen sind. Einer der wegen Raubes mit Todesfolge Angeklagten legte zu Beginn des Verfahrens ein umfangreiches Geständnis ab.

Nach Aussage des 49-jährigen Heinz K. hatte Kaufmanns inzwischen verstorbene Ehefrau Alexandra ihren damaligen Geliebten und nun ebenfalls angeklagten Hans-Joachim U. zu dem Raubüberfall auf den Münchner Steuerberater angestiftet. Dieser habe dann ihn und einen weiteren Bekannten als Komplizen für den Einbruch bei dem Steuerberater angeworben, der in seiner Wohnung angeblich mehrere 10.000 Mark ungesichert aufbewahrte. Bei dem Raubüberfall am 1. Februar 2001 habe Hagen sich heftig gewehrt, worauf das Trio ihn so gefesselt und geknebelt habe, dass der 60-Jährige noch während des Überfalls durch erstickt sei.

Der frühere Geliebte von Kaufmanns Ehefrau hatte die Angaben seines Komplizen vor dem Prozess bestritten. Zuletzt erklärte der 43-Jährige in einem Interview der Illustrierten "Bunten", dass Hagen noch gelebt habe, als er und die anderen dessen Haus verlassen hätten. Der dritte Angeklagte, ein 51-jähriger Arbeitsloser, kündigte zu Prozessbeginn an, keine Angaben zum Tatgeschehen zu machen.

Der geständige Angeklagte K. schilderte ausführliche Einzelheiten des Überfalls. "Der Plan war: Klingeln, den Schreckmoment nutzen, Fesseln, Knebeln, das Geld holen und dann nach Berlin zurück", sagte er. Als der Steuerberater jedoch am späten Abend des Tattags gegen 22.00 Uhr dem maskierten Trio die Tür öffnete, sei der "Überraschungsmoment" beidseitig gewesen. Anders als beschrieben war Hagen nicht klein und schmächtig: "Auf einmal stand stand vor mir ein 100-Kilo-Mann mit 1,85 Meter", sagte der Angeklagte.

Hagen habe sich so heftig gewehrt, dass sich alle drei auf ihn gestürzt hätten. Die als Fesseln gedachten Kabelbinder seien zu kurz gewesen, einer habe versucht, ihm ein Klebeband über den Mund zu kleben, dies habe aber nicht gehalten, da das Opfer geschwitzt habe. Schließlich hätten sie ihm das Klebeband um den Kopf gewickelt während ein Täter auf dem Rücken des Opfers gekniet habe.

Dann hätten sie knapp eine halbe Stunde das Haus nach Bargeld abgesucht. "Auf einmal wurde Herr Hagen immer ruhiger und hat keinen Mucks mehr gemacht", sagte der Angeklagte. "Er hat nicht mehr geatmet."

Auch die beiden Komplizen hätten erkannt, dass der Steuerberater tot sei. "Dann ist Panik ausgebrochen: Scheiße, Mist, Toter. Wir haben alle durcheinander gebrüllt." Mit Schmuck und Goldmünzen hätten sie dann fluchtartig das Haus verlassen. "Das sollte nie so laufen", sagte der 49-jährige mehrfach vorbestrafte Angeklagte, der bis zu seiner Festnahme als Versicherungsmakler tätig war.

Auch für Kaufmann "Abreibung" geplant

Der nach seinem falschen Geständnis zu 15 Jahren verurteilte Kaufmann sei nicht in die Tat verwickelt gewesen, sagte Heinz K. Seine Ehefrau habe jedoch erzählt, er habe sie geschlagen. Ihr Geliebter habe deshalb vorgeschlagen, Kaufmann eine "Abreibung zu verpassen", sagte der Angeklagte. "In Ehestreitigkeiten sollte man sich nicht einmischen - also hab ich's abgelehnt", fügte er hinzu.

Kaufmann hatte die Tat nach eigenen Angaben zunächst gestanden, um seine todkranke Frau zu schützen, die nach seiner Vermutung in das Verbrechen verwickelt war. Das Landgericht München sprach ihn am 27. November 2002 der versuchten räuberischen Erpressung mit Todesfolge schuldig und blieb damit unter dem Antrag der Staatsanwaltschaft, die wegen Mordes lebenslange Haft gefordert hatte.

Im August 2003 wurden die drei Männer, die jetzt vor Gericht stehen - acht Verhandlungstage bis Ende Juli sind angesetzt -, in Berlin festgenommen. Zwei gestanden die Tat und erklärten, sie seien von Kaufmanns Frau angestiftet worden. Im November wurde Kaufmann aus der Haft entlassen. Ihn erwartet ein neuer Prozess vor dem Landgericht Augsburg.

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