Zugeständnisse bei Sakramenten Katholische Kirche geht auf Wiederverheiratete zu

Freiburg · Das Problem bewegt die Kirche seit Jahren. Und nagt am Vertrauen vieler Katholiken in die Kirchenführung: Katholische Gläubige, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, können nicht auf Vergebung hoffen.

Besuch in Assisi: Papst Franziskus ganz nah bei den Menschen
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Das Problem bewegt die Kirche seit Jahren. Und nagt am Vertrauen vieler Katholiken in die Kirchenführung:
Katholische Gläubige, die nach einer Scheidung wieder geheiratet haben, können nicht auf Vergebung hoffen.

Die neue Ehe gilt in der katholischen Lehre unwiderrufbar als Sünde. Für die Betroffenen heißt das: Von kirchlichen Ämtern, wie dem Pfarrgemeinderat, und den Sakramenten sind sie ausgeschlossen. Auch, wenn sie sich zu ihrem Glauben bekennen und ihn leben möchten. Nun öffnet sich die Kirche und stellt sich den Sorgen der Betroffenen.

Den Reformmotor in Gang gebracht hat der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch. Nach dem Dialogprozess der katholischen Kirche in Deutschland und einer Diözesenversammlung vor rund einem halben Jahr in Freiburg hat er angekündigt, die Kirche werde ihren umstrittenen Umgang mit Geschiedenen überdenken.

Papst Franziskus bekräftigte dies. Er hatte von seiner Kirche "mehr Barmherzigkeit" gefordert und sie davor gewarnt, "ohne Unterscheidung eine Menge von Lehren aufzudrängen". Kirche müsse die Situation jedes Einzelnen berücksichtigen: "Wir müssen also ein neues Gleichgewicht finden, sonst fällt das moralische Gebäude der Kirche wie ein Kartenhaus zusammen."

Nun gibt das Seelsorgeamt der Freiburger Diözese eine Handreichung für Seelsorger heraus. Das Papier, das diese Woche verschickt wird und am Montag bekannt wurde, hat deutschlandweit Signalcharakter.
Eine Kehrtwende in der katholischen Lehre markiert es nicht, die "Unauflöslichkeit der Ehe" steht nicht zur Disposition. Aber es öffnet die Tür für Veränderungen. Es wurde auch von anderen Diözesen mit Spannung erwartet.

"Im Kontakt mit Geschiedenen und zivilrechtlich Wiederverheirateten geht es darum, dass die menschenfreundliche und respektvolle Grundhaltung Jesu erfahrbar wird", sagt der Leiter des Seelsorgeamtes in Freiburg, Domdekan Andreas Möhrle. "Die Treue und Barmherzigkeit Gottes gilt auch für diejenigen, deren Lebensentwurf gescheitert ist."

Die Konsequenz: "Auch beim Scheitern von Ehen wollen wir deshalb Orte anbieten, die für die Betroffenen offen sind, wo man ihnen zuhört und wo sie begleitet werden." Angeboten werden sollen daher Seelsorge-Gespräche, gemeinsam gehe es um Schritte der Versöhnung. Diese gab es bislang nicht.

Auch angesichts hoher Scheidungsraten könne es sich die Kirche nicht mehr leisten, diese Menschen auszuschließen. In den Gesprächen könnten sich Betroffene mit dem Scheitern ihrer Ehe und dem Glauben auseinandersetzen. Danach sei es unter Umständen möglich, wieder Sakramente zu empfangen. Diese werden dann nicht mehr, wie bisher, kategorisch ausgeschlossen. Neben dem Empfang der Heiligen Kommunion und der Beichte sind dies Taufe, Firmung und Krankensalbung.

Die Handreichung soll die kirchliche Theorie der Praxis annähern.
In Freiburg hatte zuletzt eine Priesterinitiative überregional Schlagzeilen gemacht, sie hatte viele Unterstützer gefunden. Die mehr als 300 katholischen Geistlichen hatten einen anderen Umgang mit Geschiedenen gefordert und erklärt, dass sie die Heilige Kommunion oder die Beichte in der täglichen Arbeit nicht verweigern könnten, nur weil ihr Gegenüber in zweiter Ehe lebe. Die Kirche dürfe diese Menschen nicht länger kategorisch abweisen.

(dpa)
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