Teilnahme an Abendmahl und Beichte Katholische Bischöfe machen Geschiedenen Hoffnung

Bonn · Die katholischen Bischöfe in Deutschland ringen weiter um den Umgang mit wiederverheirateten Geschiedenen. Die Mehrheit der Bischöfe will Geschiedenen die Teilnahme am Abendmahl und der Beichte ermögliche, es gibt aber auch Gegner.

 Der Konferenzvorsitzende: Kardinal Reinhard Marx

Der Konferenzvorsitzende: Kardinal Reinhard Marx

Foto: dpa

Eine große Mehrheit unter den deutschen Bischöfen spricht sich dafür aus, in begründeten Einzelfällen Katholiken, die in zweiter Ehe leben, wieder zu Eucharistie und Beichte zuzulassen. Eine Minderheit will an der jetzigen Regelung festhalten, nach der wiederverheiratete Geschiedene zwar weiter zur Kirche gehören und Teil der Gemeinden sind, generell aber nicht zu den Sakramenten zugelassen werden. Einig sind sich die Bischöfe darin, die seelsorgliche Begleitung von Gläubigen, deren Ehe zerbrochen ist und die eine neue Verbindung eingegangen sind, zu intensivieren.

Die Positionen gehen aus den am Montag in Bonn erstmals veröffentlichten Überlegungen der Deutschen Bischofskonferenz mit dem Titel "Theologisch verantwortbare und pastoral angemessene Wege zur Begleitung wiederverheirateter Geschiedener" hervor. Der Text war bereits im Juni mit großer Mehrheit von den Bischöfen im Ständigen Rat angenommen worden. Er wurde am Montag mit sechsmonatiger Verzögerung in einer Arbeitshilfe der Bischofskonferenz zu "pastoralen Herausforderungen der Familie im Kontext der Evangelisierung" veröffentlicht.

Der pastorale Umgang mit zivil geschiedenen und wiederverheirateten Gläubigen sei für viele kirchlich engagierte Katholiken ein Testfall für die Glaubwürdigkeit der Kirche, heißt es in den Überlegungen der Bischofskonferenz. Der Konferenzvorsitzende, Kardinal Reinhard Marx, betonte am Montag in Bonn, das Thema gehöre weltweit zu den drängenden Herausforderungen der Ehe- und Familienpastoral.

Das Dokument der Bischofskonferenz setzt sich intensiv mit den theologischen und sozialen Fragen der Ehe auseinander. "Die kirchliche Verkündigung und Pastoral muss sowohl Jesu Verbot der Ehescheidung als auch seiner Botschaft von der Liebe Gottes zu denen gerecht werden, die schuldig geworden sind", heißt es. Zugleich betont das Papier der Bischöfe, dass der Ausschluss von wiederverheirateten Geschiedenen von den Sakramenten auch von vielen engagierten Katholiken und auch Priestern nicht mehr verstanden werde. "Unter den Priestern haben diese Situationen nicht selten zur Folge, dass sie gegen die Weisung der Kirche handeln, weil sie diese in der pastoralen Praxis für nicht anwendbar halten."

Marx betonte, dass es aus Sicht der Bischöfe nicht richtig wäre, unterschiedslos alle wiederverheiratet Geschiedenen zu den Sakramenten zuzulassen. Vielmehr plädierten die Bischöfe für "differenzierte Lösungen, die dem Einzelfall gerecht werden und unter bestimmten Bedingungen eine Zulassung zu den Sakramenten ermöglichen".

Die katholischen Bischöfe von Passau und Regensburg zeigten sich skeptisch gegenüber einer Zulassung wiederverheirateter Geschiedener zur Kommunion. Aus theologischen Gründen sehe er derzeit noch keine mögliche Regelung zu einer Wiederzulassung, die nicht gleichzeitig die Lehre von der Unauflöslichkeit der Ehe in Zweifel ziehen würde, sagte der Passauer Bischof Stefan Oster der "Passauer Neuen Presse" (Dienstag). Auch sein Regensburger Amtskollege Rudolf Voderholzer will keiner Regelung zustimmen, die die Unauflöslichkeit der Ehe in Zweifel ziehe. Das erklärte dessen Sprecher Clemens Neck.

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) begrüßte die Veröffentlichung des Papiers als Zeichen des Vertrauens. Damit gebe die Bischofskonferenz einen wichtigen Impuls für den weiteren Dialog in der Kirche, sagte ZdK-Präsident Alois Glück. Das ZdK wolle sich dafür einsetzen, dass "für eine Zulassung zu den Sakramenten ein Weg gefunden wird, der verantwortbare und verantwortete Einzelfalllösungen möglich macht".

(KNA)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort