Gottesdienst zum Reformationstag Katholiken und Protestanten feiern gemeinsam

Bretten (RPO). Erstmals haben Protestanten und Katholiken den Reformationstag mit einem gemeinsamen zentralen Gottesdienst gefeiert. In der Stiftskirche im baden-württembergischen Bretten läuteten der evangelische Landesbischof Ulrich Fischer und der katholische Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch zugleich das Melanchthon-Jahr 2010 ein, das an den in Bretten geborenen großen Reformator Phillip Melanchthon erinnern soll.

Der Gottesdienst fand am zehnten Jahrestag der "Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre" statt, die als Meilenstein der theologischen Annäherung zwischen den Kirchen gilt.

Zollitsch bezeichnete die gemeinsame Feier als "starkes Zeichen der Gnade Gottes", das um so wichtiger sei, da die Christen bis heute unter der schmerzhaften Kirchentrennung litten. Die Gemeinsame Erklärung als "Meilenstein in der Ökumene" sei bisher noch "viel zu wenig" beachtet worden, kritisierte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz.

Landesbischof Fischer wandte sich in seiner Predigt gegen eine Ökonomisierung aller Lebensbereiche. Statt immer nur neidisch auf andere zu schauen, müsse es zu einem Wettbewerb darum kommen, die von Gott geschenkten Talente und Gaben für ein gutes Miteinander in der Gesellschaft zur Geltung zu bringen. Christen könnten als "Gemeinschaft der Dienenden" der "zunehmenden Spaltung der Gesellschaft in Besitzende und Habenichtse" entgegenwirken.

Zur Feier waren rund 450 Christen in die im 14. Jahrhundert erbaute Stiftskirche gekommen. Der Gottesdienste wurde auch in der ARD übertragen. Am anschließenden Festakt zur Eröffnung des Melanchthonjahrs wollte auch Baden-Württembergs Ministerpräsident Günther Oettinger (CDU) teilnehmen.

Während des Melanchthon-Jahrs will die evangelische Kirche mit Ausstellungen, Vorträgen und Lesungen an Leben und Werk von Melanchthon erinnern, der vor 450 Jahren, am 19. April 1560, starb. Das Melanchthon-Jahr ist Teil der Festdekade, mit der die evangelische Kirche den 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 vorbereiten will.

Der 1497 geborene Phillip Melanchthon war einer der wichtigsten Reformatoren des 16. Jahrhunderts. An der Seite von Martin Luther prägte er die evangelische Konfession entscheidend mit. Lange versuchte er, eine Kirchenspaltung zu verhindern. Er gilt deshalb als Ökumeniker der Reformationszeit.

(KNA/csi)
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