Mann schießt bei Zwangsräumung um sich Karlsruhe: Alle Geiseln sind tot

Karlsruhe · Geiseldrama in Karlsruhe: Bei einer Zwangsräumung sind fünf Menschen getötet worden. Ein 53 Jahre alter Mann erschoss am Mittwoch offenbar einen Gerichtsvollzieher, den neuen Wohnungsinhaber, einen Mitarbeiter eines Schlüsseldienstes und vermutlich die Mieterin der Wohnung sowie anschließend sich selbst.

Geiselnahme bei Zwangsräumung in Karlsruhe
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Geiselnahme bei Zwangsräumung in Karlsruhe

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Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei stürmte am Mittag die Wohnung und entdeckte die Leichen. Am Morgen sollte es in dem Appartement in der Karlsruher Nordstadt eine Zwangsräumung geben.

Dabei kam es zu der Geiselnahme mit Schießerei. Bei dem mutmaßlichen Täter handelt es sich den Angaben zufolge um den Lebensgefährten der Mieterin. Er war an dem Wohnort nicht gemeldet. Medienberichte, wonach der Mann Jäger sein soll, bestätigte der Sprecher nicht.

Mit hoher Wahrscheinlichkeit wollte der Gerichtsvollzieher gegen 9.00 Uhr die Wohnung im Kanalweg betreten. Mehrere Schüsse seien daraufhin gefallen, sagte der Polizeisprecher unter Berufung auf Aussagen von Anwohnern und Einsatzkräften.

Starker Brandgeruch in der Wohnung

Die Polizei war zunächst von Verletzten und möglicherweise einem Toten ausgegangen. Stundenlang hatten die Beamten zunächst keinen Kontakt zum Geiselnehmer. Dann erfolgte am Mittag der Zugriff, weil sich starker Brandgeruch entwickelt hatte. Mehrere Polizisten erlitten dabei eine Rauchvergiftung. "Es war so stark verqualmt, dass man die Hand vor Augen nicht gesehen hatte", sagte der Sprecher.

Eine Verhandlungsgruppe und Spezialkräfte waren den Angaben zufolge im Einsatz. Der Tatort wurde in einem Umkreis von 400 bis 500 Metern abgesperrt. Die Polizei räumte aus Sicherheitsgründen mehrere Wohnhäuser, eine Schule und einen Kindergarten. Wie viele Anwohner von der Räumung betroffen waren, konnte die Polizei zunächst nicht sagen.

Immer wieder tödliche Übergriffe bei Räumungen

Baden-Württembergs Justizminister Rainer Stickelberger (SPD)
zeigte sich entsetzt über das Geiseldrama. "Ich bin zutiefst erschüttert über den Tod von fünf Menschen, unter denen sich auch ein Gerichtsvollzieher des Amtsgerichts Karlsruhe als Justizbediensteter befindet", sagte Stickelberger in Stuttgart.
Seine Anteilnahme gelte den Familien und den Angehörigen aller Opfer dieser "unbegreiflichen Tat".

Immer wieder kommt es bei Zwangsräumungen zu Gewalt, die teils auch tödlich endet. Im badischen Rastatt erschoss ein 68 Jahre alter Mann Mitte Dezember vergangenen Jahres den Besitzer seines Wohnhauses, als er mit einer Gerichtsvollzieherin erschien. Der Mann ergab sich später freiwillig der Polizei.

Die Gewalt gegen Gerichtsvollzieher nahm nach Einschätzung von Experten in den vergangenen Jahren zugenommen. Nach Angaben des Landesverbandes Baden-Württemberg des Deutschen Gerichtsvollzieher Bundes (DGVB) gibt es seit 10 bis 15 Jahren gerade bei Zwangsräumungen eine "erhöhte Gewaltstruktur". Bei Taten wie der in Karlsruhe mit mehreren Toten handele es sich aber um "tragische Einzelfälle", sagte der Landesvorsitzende Rüdiger Majewski am Mittwoch auf dapd-Anfrage.

(dapd)
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