Polens Ministerpräsident in Aachen Karlspreis an Donald Tusk verliehen

Aachen (RPO). Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk ist am Donnerstag mit dem Internationalen Karlspreis ausgezeichnet worden. Tusk sei ein "überzeugter und überzeugender Europäer", der sich als "Schrittmacher" für die europäische Integration einsetze, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrer Laudatio im Aachener Dom. Tusk setze auf ein "klares Bekenntnis zu Toleranz und Vielfalt" sowie auf "Kooperation statt Konfrontation".

Donald Tusk erhält Karlspreis 2010
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Donald Tusk erhält Karlspreis 2010

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Der 53-jährige Tusk wird unter anderem für seinen Einsatz bei der Zustimmung zum Lissaboner EU-Vertrag sowie für sein Bekenntnis zu den gut nachbarschaftlichen Beziehungen Polens in Europa gewürdigt. Merkel, die vor zwei Jahren mit dem Karlspreis ausgezeichnet worden war, erinnerte daran, dass durch die Unterzeichnung des Lissaboner EU-Vertrages durch Tusk die Europäische Union (EU) auf eine "erneuerte vertragliche Grundlage" gesetzt worden sei.

Tusk erinnerte an seinen Geburtsort Danzig - eine Stadt, in der Polen und Deutsche lange gemeinsam gelebt hatten und die durch den "Wahnsinn" der Nazis und Kommunisten zerstört wurde. Durch ihre Geschichte habe die Stadt eine Schlüsselbedeutung für Europa. Die Proteste auf der Leninwerft in Danzig hätten zum Ende des Kommunismus in Europa beigetragen. Den Karlspreis widmete Tusk der Gewerkschaft Solidarnosc und den Opfern des Flugzeugabsturzes von Smolensk, bei dem am 10. April Polens Präsident Lech Kaczynski und zahlreiche weitere hochrangige Persönlichkeiten getötet wurden.

Die Euro-Krise erklärte der polnische Ministerpräsident zur "Chance für Europa". "Die Stunde Europas schlägt jetzt", betonte Tusk. Europa müsse diese "Bewährungsprobe" bestehen. Bundeskanzlerin Merkel sprach von der "größten Bewährungsprobe" der EU seit dem Zusammenbruch des Kommunismus. Wenn es nicht gelinge, diese Krise zu meistern und der Euro scheitere, hätte dies "unabsehbare Folgen" für Europa. "Scheitert der Euro, dann scheitert mehr. Dann scheitert die Idee der europäischen Einigung", warnte Merkel. Sie zeigte sich zuversichtlich, dass die "heutige Währungskrise" überstanden werden könne.

Im Vergleich zu den Vorjahren fand die Preisverleihung in einem etwas kleineren Rahmen statt. So verzichtete Tusk auf das "Bad in der Menge" nach der Preisverleihung und den Meinungsaustausch mit Aachener Studenten. Dies geschah aus Respekt vor den Opfern des Flugzeugunglücks von Smolensk.

Tusk ist der dritte Pole, der den Karlspreis erhält. 1998 erhielt der damalige polnische Außenminister Bronislaw Geremek die Auszeichnung. 2004 hatte der polnische Papst Johannes Paul II. den ersten und einzigen Außerordentlichen Karlspreis erhalten. Weitere Preisträger waren Bill Clinton, Tony Blair, Roman Herzog, François Mitterrand und Helmut Kohl.

Mit dem Internationalen Karlspreis zu Aachen werden seit 1950 Persönlichkeiten oder Institutionen ausgezeichnet, die sich um Europa und die europäische Einigung verdient gemacht haben. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert.

(DDP/born)
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