Nach Alkoholfahrt mit 1,54 Promille Käßmann: "Ich bin erschrocken"

Hannover (RPO). Die oberste Repräsentantin der evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, gerät nach ihrer Autofahrt unter Alkoholeinfluß immer stärker unter Druck. Nach Bekanntwerden des Vorfalls sagte die Bischöfin am Dienstag alle öffentlichen Termine bis auf weiteres ab. Ihr Verbleib im Amt gilt als unsicher.

Margot Käßmann: Frau voller Widersprüche
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In der "Bild"-Zeitung zeigte sich Käßmann reumütig: "Ich bin über mich selbst erschrocken, dass ich einen so schlimmen Fehler gemacht habe. Mir ist bewusst, wie gefährlich und unverantwortlich Alkohol am Steuer ist. Den rechtlichen Konsequenzen werde ich mich selbstverständlich stellen."

Der Sprecher der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Hannovers, Johannes Neukirch, sagte der Nachrichtenagentur DAPD, Käßmann sei auf einem privaten Termin gewesen. Grundsätzlich könne die Bischöfin für Termine einen Fahrer anfordern, doch der habe "auch irgendwann mal Feierabend".

Verbleib im Amt gilt als unsicher

Der Rat der EKD gab nach Informationen der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (Mittwochausgabe) am Dienstagabend an, in einer Telefonkonferenz über den Vorfall zu sprechen. Eine Entscheidung über die Zukunft Käßmanns werde es nach Angaben der Zeitung am Dienstag aber noch nicht geben. Der Verbleib Frau Käßmanns sowohl im Amt der Ratsvorsitzenden als auch im Amt der Landesbischöfin gilt als unsicher.

Die ersten Reaktionen auf die Trunkenheitsfahrt fielen tatsächlich eher moderat aus. Der Braunschweiger Landesbischof Friedrich Weber erklärte der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung" (Mittwochausgabe), für Käßmann sollten die gleichen Maßstäbe gelten wie für jeden anderen auch: "Weder Häme noch Beschönigung sind am Platz, was jetzt Not tut, sind Fairness der Öffentlichkeit und Offenheit in der Sache." Auf die Frage, ob Käßmann den Vorsitz im Rat der EKD abgeben müsse, sagte Weber: "Das muss der Rat der EKD mit ihr diskutieren, die Situation ist singulär."

Der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer nahm die EKD-Ratsvorsitzende in Schutz. "Das ist ein Blackout, der leider immer wieder Leuten passiert, die in öffentlichen Ämtern unter Dauerstress stehen", sagte er der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwochausgabe). Gleichwohl sei die Alkoholfahrt eine Verfehlung, die nicht einfach zu rechtfertigen sei.

"Käßmann ist sensibel genug"

Der Vorsitzende der konservativen Protestanten, der Hamburger Pfarrer Ulrich Rüß, erklärte in derselben Zeitung, es sei jetzt nicht angebracht, von außen einen Rücktritt zu fordern. Käßmann sei "sensibel genug" die entsprechenden Konsequenzen selbst zu ziehen.

Am Samstag war Käßmannn betrunken am Steuer ihres Dienstwagens von der Polizei angehalten worden, nachdem sie eine rote Ampel überfahren hatte. Käßmann musste mit zur Polizeiwache, wo ihr eine Blutprobe entnommen wurde. Die Auswertung ergab einen Wert von 1,54 Promille, wie ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover am Dienstag erklärte. Bei einem Wert ab 1,1 Promille liegt in Deutschland absolute Fahruntüchtigkeit und eine Straftat vor.

(apd/nbe)
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