Jugendsender des RBB Radio Fritz führt gendergerechte Sprechweise ein

Berlin · Der RBB führt bei seinem Jugendsender Fritz als erster öffentlich-rechtlicher Radiosender das gesprochene Gendersternchen ein. Ab dem 1. September soll es demnach im Radio hörbar sein.

 Bei Fritz, dem Jugendradiosender des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), wird ab dem 1. September das Gendersternchen hörbar.

Bei Fritz, dem Jugendradiosender des Rundfunks Berlin-Brandenburg (RBB), wird ab dem 1. September das Gendersternchen hörbar.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Als erster Radiosender im öffentlich-rechtlichen Verbund, zu dem mehr als 60 Sender zählen, startet der Jugendsender Fritz künftig in seinen Nachrichtensendungen mit einer durchgehend geschlechtergerechten Sprechweise. Wie der RBB mitteilte, soll die neue Sprechweise ab dem 1. September verwendet werden.

Das Gendersternchen hat in der Vergangenheit immer wieder für ideologische Debatten gesorgt. Das typografische Symbol soll das männliche und das weibliche Geschlecht sowie nicht-binäre Geschlechtsidentitäten ansprechen.

Die Redakteure von Fritz hätten sich nach mehreren Tests darauf verständigt, das hochgestellte Gendersternchen zu sprechen. Damit folge man dem Wunsch der Redaktion, erklärte die Programmchefin Karen Schmied.

Doch ist die Schreibweise des Gendersternchens eher in der Schriftform üblich und nicht bei der Aussprache. Kann man sie überhaupt sprechen? Die Moderatoren würden das Gendersternchen „wie eine winzige Pause“ sprechen, sagt Karen Schmied. Die Anrede „Liebe Kolleg*innen“ spricht man demnach aus: „Kolleg (Pause) innen“. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Sternchen-Sprache habe sich die Nachrichtenredaktion „sehr schnell daran gewöhnt“, sagte Karen Schmied dem Evangelischen Prese-Dienst.

Bei den Texten solle darauf geachtet werden, dass nicht zu viele Sternchen-Formulierungen verwendet werden. Mehrere aufeinanderfolgende Sternchen-Formulierungen könnten verwirrend klingen. Den Moderatoren außerhalb der Nachrichten sei freigestellt, ob und wie sie die gendergerechte Sprache anwenden.

Den Schritt der neuen Sprechweise begründete Karen Schmied, die seit acht Jahren für das Fritz-Programm verantwortlich ist, mit dem jungen Alter der Zielgruppe: „Für die Jüngeren ist Geschlechtergerechtigkeit in der Sprache ein großes Thema.“ Die Redaktion bestehe aus Mitte 20- und Anfang 30-Jährigen. Auch auf die Zielgruppe des Radiosenders würde es passen, da die Fritz-Welle ihre Hörer auf 14 bis 29 Jahre einschätzt. Die Kernzielgruppe sei zwischen 20 und 25 Jahre alt. Die Jugendlichen machten sich intensiv Gedanken darüber, wie sie die verschiedenen Geschlechter in der Sprache fair berücksichtigen können, führte Karen Schmied weiter aus. Es solle ein Zeichen für die Vielfalt der Lebenskonzepte von heute setzten.

Mit Beschwerden von Hörern sei aber zu rechnen. Deshalb will die Redaktion selbst nach einigen Monaten die Rückmeldungen sowie eigene Erfahrungen auswerten und darüber beraten, ob das Experiment der neuen Sprechweise erfolgreich ist und wie es mit dem gendern weitergehen soll.

In diesem Monat soll das Gendersternchen in der veröffentlichten neuesten Duden-Ausgabe erstmals erwähnt werden. Aber es gibt noch viele Kritiker: So rät beispielsweise die Gesellschaft für deutsche Sprache von der Nutzung des Sternchens ab. TV-Moderatorin Anne Will ist einer der Wenigen, die in ihrer gleichnahmigen ARD-Sendung auf die gendergerechte Aussprache achtet.

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