Ergebnisse einer Studie Jugendliche trinken wieder mehr Alkohol

Berlin (RPO). Koma-Saufen ist unter Jugendlichen in. Das hat eine repräsentative Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung belegt, die am Dienstag in Berlin veröffentlicht wurde. Alarmierendes Ergebnis der Untersuchung: Jugendliche trinken heute deutlich mehr Alkohol als noch vor zwei Jahren.

Sechs Fakten zum Alkoholkonsum von Jugendlichen
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Sechs Fakten zum Alkoholkonsum von Jugendlichen

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Nach der Untersuchung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist der Anstieg besonders auffällig bei den 16- bis 17-jährigen männlichen Jugendlichen. Umgerechnet auf reinen Alkohol lag deren wöchentlicher Konsum 2004 bei 127 Gramm, sank dann 2005 auf 108 Gramm und stieg in diesem Jahr auf 150 Gramm.

Die Direktorin der Bundeszentrale, Elisabeth Pott, erklärte zum Auftakt der Suchtwoche 2007, auch bei den weiblichen Jugendlichen im selben Alter sei ein Anstieg der wöchentlichen Alkoholmenge von 42 auf 53 Gramm festzustellen. Sowohl bei Jungen als auch bei Mädchen nehme die Bereitschaft zu, innerhalb kurzer Zeit mehr als fünf Gläser alkoholische Getränke zu trinken. Anfang 2007 habe jeder zweite Jugendliche zugegeben, sich im vergangenen Monat an einem solchen "Binge Drinking" (Koma-Saufen) beteiligt zu haben.

Populär seien Bier, Bier-Mixgetränke und Spirituosen. Die vor einigen Jahren noch so beliebten Alkopops würden kaum mehr konsumiert. Pott sagte, die gegen die Alkopops erfolgreichen Maßnahmen wie eine Sondersteuer und verstärkte Aufklärung sollten auf den gesamten Bereich der Alkoholika ausgeweitet werden.

Zehn Millionen Deutsche trinken zu viel

Nach Angaben der Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Sabine Bätzing, trinken mehr als zehn Millionen Deutschen zu viel und zu regelmäßig Alkohol. 1,6 Millionen Bundesbürger sind alkoholabhängig. Bätzing ist Schirmherrin der bundesweiten Aktionswoche "Alkohol - Verantwortung setzt die Grenze" vom 14. bis 18. Juni.

Bätzing sagte, Ziel der Aktionswoche sei, dass die Bürger ein größeres Bewusstsein für den eigenen, nicht selten riskanten Alkoholkonsum bekommen. Auf mehr als 2.000 Veranstaltungen in Deutschland mit einem Schwerpunkt in Sportvereinen werden deshalb 1,5 Millionen Exemplare eines Selbsttests verteilt. Wer 25 Fragen beantwortet, kann bei der Auswertung erkennen, ob er wegen seines Alkoholkonsums möglicherweise die gelbe oder die rote Karte gezeigt bekommt.

Nichttrinken müsse im Kindes- und Jugendalter, im Straßenverkehr, bei der Arbeit und in der Schwangerschaft selbstverständlich werden, sagte die Drogenbeauftragte. Außerdem sei ein breiter Konsens in der Gesellschaft nötig, sich beim Alkoholkonsum zurückzuhalten und ein Vorbild zu sein. Denn 22 Prozent der Jugendlichen im Alter von 12 bis 17 Jahren hätten angegeben, mindestens einmal pro Woche Alkohol zu trinken.

Christoph von Ascheraden, Suchtexperte der Bundesärztekammer, wies darauf hin, dass bei jeder dritten stationären Aufnahme von Patienten direkt oder indirekt Alkohol beteiligt sei. Jeder zehnte Patient habe ein Alkoholproblem. Ärzte seien vor allem mit den Folgeerkrankungen eines langjährigen schädlichen Konsums konfrontiert. Dazu gehörten Verdauungsstörungen, Leberschädigungen, neurologische Ausfälle oder auch Verletzungen.

(ap)
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