Studie über Wertvorstellungen Jugend 2010 - optimistisch und familienfreundlich

Berlin (RPO). Die Sorgen der Erwachsenen sind nicht ihre: Trotz Wirtschafts- und Finanzkrise blicken die Jugendlichen in Deutschland optimistisch in ihre Zukunft. Und sie sind engagiert wie nie zuvor, wie eine aktuelle Studie zeigt. Doch trotz allen Aufstiegs- und Leistungsbestrebungen bleibt eines dabei immer wichtig: Familie und Freunde.

August 2010: EU-Jugendarbeitslosigkeit im Vergleich
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Foto: ddp

Mehr als 2500 Jugendliche zwischen zwölf und 25 Jahren haben Bielefelder Wissenschaftler und das Institut TNS Infratest Sozialforschung für die Shell-Studie "Jugend 2010" befragt. Das Ergebnis: Sie wissen, was sie wollen und sie wissen, wofür es sich zu engagieren lohnt - egal ob in Politik, beim Umweltschutz oder im sozialen Bereich.

Und so titeln die Studienmacher auch "Jugend 2010 - eine pragmatische Generation behauptet sich". Denn von dem negativen, lustlosen und unengagierten Bild, dass die älteren Generationen den Jüngeren oft nachsagen, ist laut dieser Umfrage nichts zu spüren. Im Gegenteil: Immer mehr Jugendliche engagieren sich. 39 Prozent erklärten, sie würden sich häufig für soziale oder gesellschaftliche Zwecke einsetzen.

Mehr Interesse an Politik

Allerdings gibt es hier Unterschiede in den jeweiligen Bildungsschichten. Je privilegierter und gebildeter ein Jugendlicher ist, desto mehr engagiert er sich. Ähnlich sieht es beim Interesse an Politik aus. Auch hier gab es einen Anstieg, der zum einen eben auf die mittleren und gehobenen Schichten zurückzuführen ist. Zum anderen tragen daran aber auch die Jüngeren einen erheblichen Anteil.

Denn während bei den 18- bis 25-Jährigen das politische Interesse nicht gestiegen ist, ist es bei den Zwölf- bis 14-jährigen Befragten von elf Prozent (2002) auf 21 Prozent gestiegen. Jedoch täuschen die Zahlen über eines nicht hinweg. Die Politikverdrossenheit ist auch bei den Jugendlichen nach wie vor hoch. So liege das Interesse deutlich unter dem Niveau der 70er und 80er Jahre.

Die großen Protestzeiten sind also vorbei, als Studenten und Jugendliche zuhauf gegen Krieg und für Emanzipation auf die Straße gingen. Doch auch heute noch würden die Jugendlichen für etwas demonstrieren, dass ihnen persönlich wichtig ist. 44 Prozent beantworteten diese Frage mit Ja. Und 77 Prozent würden bei einer Unterschriftenaktion mitmachen.

Fleiß und Ehrgeiz wichtig

Bei allem Engagement weiß die Jugend im Jahr 2010 aber auch, worauf es in der heutigen Leistungsgesellschaft ankommt. Ihnen ist laut der Studie persönlicher Erfolg enorm wichtig. Für 60 Prozent stehen Fleiß und Ehrgeiz ganz oben auf der Agenda. Doch Angst und Bange wird ihnen angesichts von Wirtschaftskrise und Arbeitslosenzahlen nicht.

59 Prozent der Jugendlichen schauen optimistisch in ihre Zukunft, nur sechs Prozent sorgen sich. Doch auch hier muss man nach den sozialen Schichten unterscheiden. So blicken Jugendliche aus sozial benachteiligten Familien wesentlich seltener optimistisch in die Zukunft - gerade einmal 33 Prozent. Dennoch: Allgemein sind 71 Prozent der Befragten davon überzeugt, dass sie sich ihre Wünsche erfüllen können.

Dementsprechend ist es fast logisch, dass nicht nur die Politik, sondern auch die Jugendlichen selbst erkannt haben, wie wichtig Bildung ist. Denn gerade diejenigen, die nicht sicher waren, ob sie ihren Schulabschluss schaffen, blickten besonders pessimistisch in die Zukunft. Optimistischer sind da inzwischen schon die Lehrlinge: 76 Prozent glauben, dass sie nach ihrer Ausbildung übernommen werden.

Hoffnungsvolle Globalisierung

Deutlich unterscheiden sich die Ansichten der Jugendlichen beim Thema Globalisierung. Während sie den Älteren oft Sorgen bereitet etwa aus Angst vor Arbeitslosigkeit, sehen die Jugendlichen sie als Chance. Sie bietet ihnen laut der Studie Freiheit und wirtschaftlichen Wohlstand. Sorgenvoller wird da schon der Klimawandel betrachtet.

Bei allem beruflichen Engagement aber ist und bleibt den Jugendlichen Familie und Freunde wichtig. Denn diese geben ihnen Halt in schwierigen Situationen. So ist nicht nur der Wunsch gestiegen, eigene Kinder zu bekommen, sondern auch die Familie, aus der sie stammen, geben ihnen Rückhalt. Da verwundert es auch nicht, dass fast drei Viertel der Befragten noch zu Hause leben.

In einem Punkt allerdings sind sich die Jugendlichen fast völlig einig: Beim Thema Internet. 96 Prozent haben einen Internetzugang, 2002 waren es noch 66 Prozent. Und auch die Zeit nimmt zu. Immerhin 13 Stunden pro Woche verbringen die Jugendlichen im Internet. Nur genutzt wird es unterschiedlich. So sind es vor allem die jüngeren Frauen, die das Internet für soziale Netzwerke nutzen, während jüngere Männer aus benachteiligten Familien gern im Internet spielen.

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