Äußerung von Joachim Herrmann (CSU) "Neger" sagt man einfach nicht

Meinung | Berlin · Ein neuer Sturm fegt durch die sozialen Medien, seit der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU) den Unterhaltungskünstler Roberto Blanco in der WDR-Talkshow "Hart aber fair" als "wunderbaren Neger" bezeichnet hat. Herrmann bekommt für seine Äußerung viel Gegenwind. Und das mit Recht.

Joachim Herrmann bei Hart aber fair - Neger sagt man einfach nicht
Foto: Screenshot ARD

Denn das Wort "Neger" ist in unserem heutigen Sprachgebrauch eindeutig rassistisch verbunden. Seit der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Heinrich Lübke, der bei einem Staatsbesuch in Liberia 1962 die Grußformel "liebe Neger" wählte und sich nichts weiter dabei dachte, hat sich die Sprache gewandelt. Heute ist das ein politischer Fauxpas.

Natürlich hat die WDR-Redaktion Herrmann deswegen eingeladen, damit er die Rolle des Provokateurs übernimmt. Herrmann ist erst in der vergangenen Woche bei Maybrit Illner wegen einer Aussage aufgefallen, wonach der Vergleich von Flüchtlingen und Vertriebenen eine Beleidigung für die Vertriebenen sei.

Mit seiner Äußerung zu Roberto Blanco hat er den Bogen überspannt. Einen Menschen als "Neger" zu bezeichnen, ist diskriminierend. Deswegen hat der Oetinger-Verlag schon vor mehreren Jahren den "Negerkönig" aus Astrid Lindgrens Kinderbuchklassiker "Pipi Langstrumpf" in "Südseekönig" umbenannt — und das, obwohl man dort überhaupt keinen rassistischen Hintergrund unterstellen kann, sondern das Wort einem historischen Kontext entstammt. Das zeigt, dass man sprachlich sensibel mit dem Begriff umgehen muss.

Herrmanns Zitat legt außerdem nahe, dass jeder Mensch mit dunkler Hautfarbe ein Fremder, ein Flüchtling oder nicht deutscher Herkunft ist. Über solche Zeiten, in denen diese Auffassung verbreitet war, ist die deutsche Zivilgesellschaft glücklicher Weise lange hinweg. Ein Twitter-Nutzer zieht eine pointierte Bilanz:

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort