Obduktion soll weitere Aufschlüsse liefern Jennifer Nitsch: Selbstmord "hochwahrscheinlich"

München (rpo). Schauspielerin Jennifer Nitsch hat sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit" selbst umgebracht. Nach Angaben von Polizeisprecher Peter Reichl sprächen sowohl die Aussagen von Augenzeugen, die Auffindungssituation als auch die Bekleidung der 37-Jährigen dafür.

<P>München (rpo). Schauspielerin Jennifer Nitsch hat sich "mit hoher Wahrscheinlichkeit" selbst umgebracht. Nach Angaben von Polizeisprecher Peter Reichl sprächen sowohl die Aussagen von Augenzeugen, die Auffindungssituation als auch die Bekleidung der 37-Jährigen dafür.

Auch die Befragung von Augenzeugen würden auf einen Selbstmord deuten, sagte eine Polizeisprecherin am Montag auf Anfrage. Weitere Aufschlüsse erhoffen sich die Ermittler von der Obduktion der Leiche der 37-Jährigen. Diese sollte noch am Montagnachmittag beginnen. Zudem sei ein toxikologisches Gutachten angeordnet worden, das Hinweise auf möglichen Drogen-, Medikamenten- oder Alkoholmissbrauch geben könne.

Nitsch war am Sonntag aus dem vierten Stock ihrer Altbauwohnung im Münchner Stadtteil Schwabing aus zwölf Metern Höhe gestürzt. Sie war auf der Stelle tot. Einen Abschiedsbrief fanden die Ermittler eigenen Angaben zufolge zunächst nicht. Die durch Filme wie "Der Schattenmann" oder "Allein unter Frauen" als "deutsche Sharon Stone" bekannt gewordene Nitsch soll Medienberichten zufolge in der Vergangenheit wiederholt Selbstmordgedanken geäußert haben. Erst vor wenigen Tagen habe sie sich auf die Gleise einer Münchner Straßenbahnlinie gelegt, um ihre Freunde dazu zu bringen, nachts auf sie aufzupassen.

Hinter dem bundesweit bekannt gewordenen Lächeln der gebürtigen Kölnerin verbarg sich den Berichten zufolge eine Frau mit großen Ängsten. Sie sei autoagressiv gewesen, was sie auf sexuellen Missbrauch in ihrer Kindheit zurückgeführt habe, berichtete "Bunte. T-online". Die "Bild"-Zeitung berichtete am Montag, dass Nitsch noch bis Sonntag früh um fünf Uhr im Münchner Szene-Club von Model Giulia Siegel gefeiert habe. Das Blatt berichtete unter Berufung auf Freunde der Schauspielerin, Nitsch habe Probleme mit Alkohol und Kokain gehabt. Wie die Polizeisprecherin sagte, wird das toxikologische Gutachten erst in einigen Wochen oder gar Monaten vorliegen. Es handle sich um ein sehr aufwändiges Verfahren.

Reaktionen:

Schauspieler Mario Adorf sagte der "Bild", "Jennifer war eine meiner liebsten Partnerinnen". Als er sie zuletzt im März getroffen habe, sei sie "ganz positiv" gewesen. Die Schauspielerin Veronica Ferres nannte die Todesnachricht in dem Blatt "unfassbar". "Wir haben neulich noch zusammen bei unserem gemeinsamen Steh-Italiener gegessen. Ich kann es nicht glauben." Heiner Lauterbachs Frau Viktoria sagte, sie habe erst vergangene Woche mit Nitsch telefoniert. "Sie hörte sich ganz normal und fröhlich an."

Die 1966 geborene Nitsch hatte nach dem Abitur Kostümbildnerin gelernt und war dann zur Schauspielerei gekommen. Nach kleineren Fernsehrollen schaffte sie es mit "Bumerang, Bumerang" erstmals ins Kino. Es folgte 1995 für ihre Titelrolle im ZDF-Fünfteiler "Nur eine kleine Affäre" die Auszeichnung mit dem Adolf-Grimme-Preis und 1996 ein großer Publikumserfolg mit "Der Schattenmann".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort