Studie "Monitor Jugendarmut 2012" Jeder fünfte deutsche Jugendliche ist arm

Berlin · Junge Menschen zwischen 14 und 27 Jahren sind in Deutschland die am stärksten von Armut betroffene Altersgruppe. Das geht aus dem "Monitor Jugendarmut 2012" hervor, den die Bundesarbeitsgemeinschaft Katholische Jugendsozialarbeit (BAG KJS) am Freitag in Berlin vorstellte.

"Jeder fünfte Jugendliche ist arm und kaum einer interessiert sich dafür - das ist ein unglaublicher Skandal", sagte der BAG KJS-Vorsitzende, Simon Rapp. Er appellierte an Politik, Kirche und Gesellschaft, die Jugendarmut stärker zu bekämpfen.

"Jugendarmut ist eine Frage des Wohnorts", sagte Rapp. So verzeichne Ostdeutschland mit rund 10 Prozent eine mehr als doppelt so hohe Jugendarbeitslosigkeit wie Westdeutschland. "Im Bundesland Berlin leben die meisten Jugendlichen, die von Hartz IV leben müssen, in Bayern die wenigsten." Zudem sei Jugendarmut vor allem ein Problem der Städte. Während etwa in Bayern durchschnittlich 3,8 Prozent der Jugendlichen von Armut betroffen seien, liege ihr Anteil in der Stadt Nürnberg bei 11,2 Prozent.

Als alarmierend bezeichnete Rapp, dass rund 80.000 Jugendliche und junge Erwachsene nach Schätzungen von Experten keinerlei Anschluss an das Erwerbs-, Bildungs-, oder Sozialsystem haben. Dabei sei Bildung der Schlüssel gegen Armut, so Rapp. "Jugendliche, die über keine oder nur geringe Bildung verfügen, sind um ein Vielfaches mehr armutsgefährdet als andere mit Schulabschluss oder Berufsausbildung." Zudem seien Jugendliche mit Migrationshintergrund deutlich häufiger von Armut betroffen. Sie hätten auch schlechtere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu finden.

"Wer arm ist, ist in vielen Bereichen des Lebens benachteiligt. Neben Bildung, Beruf oder Krankenversorgung erfahren in Armut lebende Jugendliche auch im sozialen Leben grundlegende Nachteile", sagte Rapp. Die BAG KJS fordert deshalb, den monatlichen Hartz-IV-Regelsatz von Jugendlichen nach oben zu korrigieren. Zudem bräuchten junge Menschen eine ganzheitliche Förderung zur Persönlichkeitsbildung. "Die Würde von Jugendlichen muss Handlungsgrundlage für alle Hilfs- und Förderangebote sein", forderte Rapp.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft ist ein Zusammenschluss von 16 katholischen Organisationen und Landesarbeitsgemeinschaften. Sie vertritt die Interessen von sozial benachteiligten und individuell beeinträchtigten Jugendlichen in Politik, Kirche und Gesellschaft.

(KNA)
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