Von Welt-Aidstag bis "Towel Day" Jeden Tag ein Festtag - Die Inflation der Gedenktage

Düsseldorf (rpo). Jeden Tag ein Grund zum Feiern: Ob Welt-Toilettentag, Welttag der Lehrer, Tag des Tourismus oder Tag des Wassers: Beinahe jeder Tag im Jahr ist ein Feiertag. Allein die Vereinten Nationen begehen 57 Internationale Tage, die auf unterschiedliche Anlässe aufmerksam machen sollen. Dazu kommen viele weitere Gedenktage, die aus kommerziellen Gründen oder einfach nur aus einer Bierlaune heraus ins Leben gerufen wurden.

Toiletten, Sessel, Putzfrauen - Die skurrilsten Gedenktage
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Toiletten, Sessel, Putzfrauen - Die skurrilsten Gedenktage

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Denn einen Gedenktag kann jeder ausrufen. Die Kunst ist, ihn bekannt zu machen und Aufmerksamkeit zu erzeugen. Sinn oder Unsinn spielen nur eine untergeordnete Rolle, wenn die Bevölkerung gefallen an einem neuen Feiertag findet.

So begehen Menschen in aller Welt am 25. Mai den "Towel Day", den Tag des Handtuchs. Er erinnert an den Autor Douglas Adams, der in seinem Roman "Per Anhalter durch die Galaxis" dazu riet, bei Reisen durchs Weltall stets ein Handtuch bei sich zu tragen.

Doch verdrängt diese Inflation nicht die wirklich bedeutenden Gedenktage? Nein, glaubt Michael Mitterauer, Professor für Sozialgeschichte an der Universität Wien und Experte für Gedenktage: "Schon die Frage nach bedeutenden Daten und Anlässen ist kaum zu beantworten. Vielleicht waren für die Generation unserer Großeltern oder Urgroßeltern der Sedan-Tag oder der Tag der Völkerschlacht bei Leipzig wichtige Anlässe. Ist es ein Verlust, dass diese Tage nicht mehr gefeiert werden?"

Jede Generation müsse immer wieder aufs Neue für sich bestimmen, welche Themen und geschichtlichen Begebenheiten für sie besonders wichtig seien. "Und dementsprechend wird sie alte Gedenktage aufgeben und neue hinzufügen", erklärt Mitterauer.

Skurrile Gedenktage mit ernstem Hintergrund

Und so ist es eben auch die Bevölkerung, die entscheidet, ob sie dem Tag der Deutschen Einheit oder dem Tag des Handtuchs mehr Bedeutung zumisst.

Die Tendenz zu internationalen Gedenktagen, wie sie beispielsweise von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen werden, sieht Mitterauer positiv: "Der auch durch Jubiläenfeiern geförderte Nationalismus hat genügend Unglück über die Welt gebracht. Diese Gefahr besteht bei internationalen Gedenkfeiern nicht."

Auch Gedenktage, die auf den ersten Blick erheiternd wirken, haben oft einen ernsten Hintergrund: So soll der Welt-Toilettentag am 19. November für bessere hygienische Bedingungen vor allem in den Entwicklungsländern werben.

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