Verletzte Tiere und Menschen Bundesweit schon vor Silvester viele Böllerzwischenfälle

Berlin · Noch bevor der Böllerwahnsinn der Silvesternacht überhaupt begonnen hat, gibt es bundesweit bereits Notfälle wegen Raketen und Feuerwerkskörpern. Ein Kind, ein junger Mann, Polizisten und Tiere wurden verletzt.

Ein Mann zündet einen Knallkörper der Klasse 2 an (Symbolbild).

Ein Mann zündet einen Knallkörper der Klasse 2 an (Symbolbild).

Foto: dpa/Marc Müller

Schon vor Silvester hat es gefährliche Zwischenfälle mit Feuerwerkskörpern und Böllern gegeben. Im nordhessischen Neukirchen wurde ein 21-Jähriger durch einen durch die Fensterscheibe ins Haus geworfenen Feuerwerkskörper schwer verletzt. In Gera sollen Jugendliche andere Leute mit Knallern und Raketen beschossen haben, so dass eine Neunjährige verletzt wurde, in Berlin und Peine wurden auch Polizisten mit Feuerwerksraketen angegriffen.

In Seelze bei Hannover wurde ein blindes Pferd aus dem Fluss Leine gerettet, weil es - wohl von einem Böller aufgeschreckt - von der Koppel gerannt und im Fluss gelandet war. Bei einem Raubüberfall auf einen Supermarkt in Berlin-Neukölln wurde eine große Menge Feuerwerk gestohlen. Die mutmaßlich vier oder fünf Täter sprühten einem 40 Jahre alten Mitarbeiter Reizgas ins Gesicht und konnten fliehen.

Die Berliner Polizei erinnerte daran, dass das Anzünden von Pyrotechnik erst am Silvesterabend erlaubt sei. Polizistinnen und Polizisten gingen dagegen vor, sagte Polizeisprecherin Anja Dierschke am Freitag im RBB-Inforadio. „Gerade, wenn es zu Zusammenrottungen von Menschen kommt, die dann massiv schon im Vorfeld Pyrotechnik anwenden.“

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Seit Donnerstag darf in Deutschland Feuerwerk verkauft werden. In vielen Städten ist schon lautes Böllern zu vernehmen. Erlaubt ist das Anzünden von Pyrotechnik aber nur in der Zeit vom 31. Dezember um 18 Uhr bis 1. Januar um 6 Uhr.

Die Berliner Polizei rechnet in der Silvesternacht mit einer Situation wie vor Corona und hat 1100 zusätzliche Polizistinnen und Polizisten im Dienst. Feuerwehr und Hilfsorganisationen kündigten an, mit mehr als 1400 Menschen im Einsatz zu sein.

Bei dem Vorfall in Neukirchen (Hessen) hatten Unbekannte am frühen Freitagmorgen zunächst mit einem Stein eine Scheibe der Wohnung des Mannes eingeworfen, wie die Polizei mitteilte. Anschließend sei der Böller durch die kaputte Scheibe geflogen. Der 21-Jährige sei schwer an der Hand verletzt worden. Ein Rettungshubschrauber flog ihn in ein Gießener Krankenhaus. Die Kriminalpolizei ermittelt nun gegen Unbekannt wegen gefährlicher und schwerer Körperverletzung und des Verdachts des Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion.

Bei dem Vorfall in Gera mit dem neunjährigen Mädchen konnte die Polizei die Identität der Jugendlichen als mutmaßliche Täter feststellen und Platzverweise erteilen.

In Peine waren die Beamten von Anwohnern gerufen worden, die in der Nacht zum Freitag laute Knallgeräusche hörten. Vor Ort entdeckten sie eine Gruppe aus etwa 30 Menschen, aus der heraus plötzlich eine Silvesterrakete gezündet wurde. Sie flog den Angaben zufolge auf die Polizisten zu und explodierte nur knapp neben ihnen. Auch Böller wurden auf die Einsatzkräfte geworfen, die daraufhin Verstärkung anforderten. Die Beamten sprachen mehrere Platzverweise aus und konnten vier Personalien feststellen. Der Rest der Gruppe flüchtete.

In Berlin-Neukölln wurde eine Polizistin mit Pyrotechnik beworfen und am Ohr verletzt. Wie die Polizei mitteilte, überprüfte die Beamtin am Donnerstag gemeinsam mit weiteren Polizisten in der Hermannstraße einen 17-Jährigen, der im Verdacht stand, eine Feuerwerksrakete über die Straße geschossen zu haben. Plötzlich habe ein Mann den Hausflur betreten und Pyrotechnik auf die vier Einsatzkräfte geworden - und es habe einen lauten Knall gegeben. Die Polizistin wurde in einem Krankenhaus behandelt und beendete ihren Dienst. Laut Polizei stellten Zivilfahnder später in der Nähe einen 18-Jährigen als mutmaßlichen Täter. Gegen den Mann werde wegen Herbeiführens einer Sprengstoffexplosion, tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte sowie gefährlicher Körperverletzung ermittelt.

Derweil hat die niederländische Polizei in einer Wohnung rund 650 Kilogramm illegale Feuerwerkskörper beschlagnahmt. Ein anonymer Hinweis hatte die Polizei auf die Spur gebracht, meldete die Polizei am Freitag in Roosendaal im Süden des Landes. Bei der Durchsuchung der Wohnung stießen die Beamten demnach auf immer weitere Kartons. Dabei hatte die Bewohnerin mehrfach beteuert, dass wirklich nichts mehr zu finden sei. Auch der Sprengstoffdienst der Armee wurde eingeschaltet. Da mit den Böllern gebastelt worden war, bestand Explosionsgefahr. Das Feuerwerk wurde vernichtet. Gegen die Bewohner wurde Strafanzeige erstattet.

Die Polizei stellte in diesem Jahr bereits Rekordmengen von illegalem Feuerwerk sicher. Bis Weihnachten waren es bereits rund 700 Tonnen, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Seit 2020 gelten in den Niederlanden strengere Regeln für das Böllern an Silvester. Schwere Feuerwerkskörper sind verboten. Doch der Import von illegalen Knallern aus Deutschland und Belgien boomt.

Nach dem Feuerwerksverbot während der Corona-Pandemie in den letzten zwei Jahren darf nun wieder geknallt werden. Doch in zwölf Städten gilt ein vollständiges Verbot, darunter in Amsterdam, Rotterdam und Nimwegen. Die Schäden, Verletzungen und Luftverschmutzung seien unverhältnismäßig groß, begründen die Kommunen das Verbot.

(felt/dpa)
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