Frankfurt/Main Islamist soll Anschlag auf Radrennen geplant haben

Frankfurt/Main · Die Ankläger sind überzeugt: Ein Islamist soll in Frankfurt einen Anschlag geplant haben. In einem Baumarkt kaufte er dafür Chemikalien zum Bau einer Bombe. Ein mögliches Ziel: Das bekannte Radrennen durch den Taunus am 1. Mai. Nun steht der mutmaßliche Islamist vor Gericht.

 Der Angeklagte beim Prozessauftakt.

Der Angeklagte beim Prozessauftakt.

Foto: dpa, brx lof

Die Absage des traditionsreichen Mai-Radrennens im Taunus wegen einer Terrorwarnung sorgte für Aufregung, nun steht ein mutmaßlicher Islamist vor dem Frankfurter Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 36-Jährigen aus Oberursel im Taunus vor, aus dschihadistischen Motiven fest entschlossen gewesen zu sein, mit einer Rohrbombe, Waffen und Chemikalien einen Terroranschlag auf eine Großveranstaltung mit vielen Menschen geplant zu haben.

Das bekannte Radrennen durch den Taunus am 1. Mai habe der Deutsche mit türkischen Wurzeln dabei zumindest in Betracht gezogen, heißt es im Eröffnungsbeschluss der Staatsschutzkammer. Die Sportveranstaltung "Rund um den Finanzplatz Eschborn-Frankfurt" war aus Sicherheitsgründen wenige Stunden vor Beginn abgesagt worden. Kurz zuvor war Halil D. festgenommen und die Bombe, Waffen, Waffenteile und gefährliche Chemikalien in seiner Wohnung gefunden worden.

Der 36-Jährige ist wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat angeklagt (Paragraf 89a). Sein Verteidiger Ali Aydin hält die Anklage für unbegründet: "Er hat keinen Anschlag geplant."

Nach dem 2009 ins Strafgesetzbuch eingeführten Paragrafen seien bereits Vorstellungen und Vorhaben strafbar. "Ein Sonderrecht für Terroristen oder solche, die es noch werden wollen", dürfe es nach seiner Auffassung im Rahmen des Grundgesetzes nicht geben. Aydin hatte am Ende der zweistündigen Verhandlung beantragt, das Verfahren solange auszusetzen und seinen Mandanten aus der Haft zu entlassen, bis das Bundesverfassungsgericht den Paragrafen überprüft habe.

Halil D. äußerte sich am ersten Verhandlungstag noch nicht. "Der Angeklagte wird sich schweigend verteidigen - zum jetzigen Zeitpunkt", sagte Aydin. Er werde sich aber zur Person und voraussichtlich auch später in dem Prozess zur Sache äußern.

Da sich der Angeklagte zu Beginn des Prozesses - auch nach mehrfacher Aufforderung - nicht von seinem Platz erhoben hatte, verhängte das Gericht eine Ordnungsstrafe. Mit Blick auf die schlechte finanzielle Lage des Mannes wurden 200 Euro oder vier Tage Ordnungshaft angeordnet.

Die Kammer wird voraussichtlich am zweiten Verhandlungstag kommenden Montag ihre Entscheidung über Aydins Antrag bekanntgeben. Das Gericht hat bereits 30 Verhandlungstage bis Mitte Juni terminiert. Rund 80 Zeugen und Sachverständige sind geladen.

Die Ermittler kamen dem Mann auf die Spur, als er rund einen Monat vor dem Radrennen mit seiner Frau in einem Frankfurter Baumarkt drei Liter Wasserstoffperoxid kaufte. Die Chemikalie ist eine mögliche Zutat für Sprengkörper. Der Angeklagte gab beim Kauf falsche Personalien an, was bei der Überprüfung seiner Fingerabdrücke auffiel.

Etwa vier Wochen später wurde der Beschuldigte in der Nähe seiner Wohnung in einem Neubaugebiet festgenommen. Er sitzt seither in Untersuchungshaft. Er soll auch die Strecke des Radrennens ausgespäht haben.

(lukra/dpa)
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