Vorschlag des Bildungsministeriums Ingenieure sollen unterrichten

München/ Berlin (RPO). Händeringend suchen die Bundesländer nach begabten jungen Lehrern. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) schlägt vor, Unternehmen sollten ihre besten Mitarbeiter stundenweise ausleihen – als Lehrkräfte an die Schulen. Die meisten amtlichen Lehrer haben laut einer neuen Studie ein vergleichsweise schlechtes Abitur in der Tasche.

 Forschungsministerin Schavan hat ein Experiment zur Düngung der Weltmeere erlaubt.

Forschungsministerin Schavan hat ein Experiment zur Düngung der Weltmeere erlaubt.

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München/ Berlin (RPO). Händeringend suchen die Bundesländer nach begabten jungen Lehrern. Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) schlägt vor, Unternehmen sollten ihre besten Mitarbeiter stundenweise ausleihen — als Lehrkräfte an die Schulen. Die meisten amtlichen Lehrer haben laut einer neuen Studie ein vergleichsweise schlechtes Abitur in der Tasche.

Besonders stark wirbt Baden-Württemberg um neue qualifizierte Lehrer. Es hat hierfür extra eine eigene Werbekampagne entworfen, die bundesweit laufen soll. Außerdem lockt das Bundesland mit finanziellen Anreizen. Während viele Bundesländer empört reagierten, schlägt Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) einen völlig anderen Ansatz vor, wie qualifizierte Lehrkräfte gewonnen werden können.

Sie wirbt dafür, dass Betriebe und Unternehmen ihre besten Mitarbeiter als Lehrer an Schulen schicken. "Ich fordere alle Unternehmen auf, ihre Top-Mitarbeiter für den Schulunterricht freizustellen", sagte Schavan der "Bild"-Zeitung. Ein Austausch würde "sinnvolle Impulse für die Schüler bringen". Als Beispiel nannte Schavan einen Ingenieur, der zwei Stunden wöchentlich Physik- oder Mathematikunterricht geben könnte.

Linke-Vorstandsmitglied Rosemarie Hein kritisierte Schavans Vorschlag als "Ausdruck von Hilfslosigkeit". Hein forderte: "Angesichts des bundesweit drohenden extremen Lehrermangels wäre die einzig richtige Schlussfolgerung ein Sofortprogramm zur Aufwertung des Lehrerberufes und zur verstärkten Ausbildung." Schavan aber kultiviere den Mangel mit der Forderung nach mehr Seiteneinsteigern.

"Kein Autobauer in Deutschland würde auf die Idee kommen, angesichts des Fachkräftemangels an Ingenieuren Physiklehrer in den Entwicklungsabteilungen seines Unternehmens einzusetzen. Aber an den Schulen soll das der Ausweg aus der Krise sein", kritisierte Hein. Sie warnte, wenn in Deutschland die Professionalität des Lehrerberufes nicht endlich höher geschätzt und gesellschaftlich stärker anerkannt werde, dann bleibe der pädagogische Beruf weiter unattraktiv.´

Studie untersucht Abiturnoten späterer Lehrer

In seiner Studie vergleicht Bildungsökonom Ludger Wößmann nach einem Bericht der Online-Ausgabe der "Süddeutschen Zeitung" erstmals die Schulnoten der Lehrer mit denen anderer Berufsgruppen. Das Ergebnis: Pädagogen an Grund-, Haupt- und Realschulen haben ein schlechteres Abitur gemacht als Studenten, die sich für andere Studiengänge entschieden hatten. Ihr Abiturdurchschnitt liegt bei 2,5.

Ihre ehemaligen Mitschüler, die sich für ein Magisterstudium entschieden hatten, schafften dagegen eine Durchschnittsnote von 2,3. Noch bessere Noten weisen die Abiturienten auf, die sich später für ein nicht-lehramtsbezogenes Staatsexamen entschieden — wie zum Beispiel Jura oder Medizin, berichtet die "Süddeutsche Zeitung". Sie können durchschnittlich eine 2,0 aufweisen. Der Abiturdurchschnitt der Gymnasiallehrer allerdings fällt mit einem Durchschnitt von 2,1 ebenfalls besser aus.

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