Studie bestimmt Gesundheitsrisiken In NRW stehen die schädlichsten Kohlekraftwerke

Berlin · Eine Greenpeace-Studie stellt fest: Die Kohlekraftwerke am Niederrhein und in Brandenburg gehören zu den schädlichsten in Deutschland. Auch der Politik ist durchaus bewusst, dass es sich bei der Kohleverstromung nicht um die sauberste Methode der Energiegewinnung handelt. Doch sie hat ein Problem: Sie ist in Zeiten der Energiewende darauf angewiesen.

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Erstmals ließen sich mit der Untersuchung die Gesundheitsrisiken scharf bestimmen, heißt es von Seiten der Umweltorganisation. 67 leistungsstarke Kohlekraftwerke wurden in der Studie der Universität Stuttgart im Auftrag von Greenpeace untersucht, darunter auch 15 neue Anlagen, die seit 2012 ans Netz gingen.

Dabei fallen immer wieder zwei Regionen ins Gewicht: das niederrheinische Braunkohlegebiet und die Lausitzer Braunkohleregion in Brandenburg. So ist laut der Studie das Kohelkraftwerk Jänschwalde in Brandenburg das gesundheitsschädlichste, gefolgt vom Kraftwerk Niederaußem in Bergheim. In der Liste der zehn schädlichsten Kraftwerke tauchen aber gleich mehrere NRW-Kraftwerke auf.

Kraftwerksbetreiber: Studie ist irreführend

So kommt das Kraftwerk Weisweiler in Eschweiler auf den vierten Rang, aber auch die Kraftwerke Frimmersdorf und Neurath (Grevenbroich) und das Kraftwerk Scholven (Gelsenkirchen) sind laut Greenpeace unter den Top Ten der gesundheitlichsten Kraftwerke.

Die Umweltorganisation macht dies an den Schadstoff-Emissionen der Kraftwerke fest. Daraus leitet sie die dadurch verlorenen Lebensjahre ab und entsprechend auch Todesfälle, die durch die Kraftwerke verursacht worden seien. Insgesamt, so sagt die Organisation, seien rund 3100 Todesfälle auf die deutschen Kohlekraftwerke zurückzuführen.

Kraftwerksbetreiber wie der Energiekonzern Vattenfall bezeichneten die Studie und deren Schlussfolgerungen als grob irreführend. Die Luftqualität im Umfeld der eigenen Kraftwerke werde in der Gesamtschau "praktisch nicht oder nur unwesentlich" durch deren Emissionen beeinflusst, teilte Vattenfall mit. Das zeigten die Überwachungsmessungen der Behörden.

Dass die Braunkohlekraftwerke nicht die sauberste Methode der Energiegewinnung sind, ist der Politik dabei durchaus bewusst. Das zeigen etwa Versuche in Brandenburg, das schädliche Kohlendioxid im CCS-Verfahren unter die Erde zu speichern, um der Kohle doch noch eine Zukunft zu geben. Einen wirklichen Durchbruch gab es bislang aber noch nicht. Aber ganz ohne die Kohle geht es eben auch nicht.

Die Unstetigkeit der erneuerbaren Energien

Denn durch die Energiewende sind in Deutschland bereits acht Atomkraftwerke abgeschaltet worden. Der Anteil der erneuerbaren Energien wächst zwar, aber noch fehlen die Leitungen, um den Strom auch in die Regionen bringen zu können, wo sie am meisten gebraucht werden — so etwa in Ballungsgebiete wie NRW. Und es gibt ein weiteres Problem.

Noch reicht der Anteil der erneuerbaren Energien nicht aus, um ganz Deutschland damit versorgen zu können. Etwa in wind- oder sonnenarmen Zeiten ist die Bundesrepublik auf Kohle- und Gaskraftwerke angewiesen. Und da insbesondere der Neubau der letzteren kostspielig ist, greifen die Kraftwerksbetreiber auf ihre vorhandenen Anlagen zurück.

Entsprechend betont auch die Politik immer wieder, dass die Kohle als Übergangsstoff für die Energiegewinnung benötigt wird. Wie die Zukunft der Kohle aber aussehen soll, das kann derzeit niemand wirklich beantworten — ob mit oder ohne Greenpeace-Studie.

(das)
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