Grenzwertige Gerichte Von Mäusewein und Schafsaugensaft

Malmö · Im schwedischen Malmö eröffnet kommende Woche das „Museum für ekliges Essen“ mit 80 ungewöhnlichen Köstlichkeiten aus aller Welt. Dem Kurator zufolge sollen Besucher auch ihr Ekelempfinden hinterfragen.

 In dem Museum gibt es unter anderem ein Gericht aus Würmern, einen Bullenpenis und einen Eintopf aus fermentierten Bohnen.

In dem Museum gibt es unter anderem ein Gericht aus Würmern, einen Bullenpenis und einen Eintopf aus fermentierten Bohnen.

Foto: Mo Styles

Augen auf und durch: Im südschwedischen Malmö eröffnet am 31. Oktober das „Museum für ekliges Essen“ (Disgusting Food Museum) in den Räumlichkeiten eines ehemaligen Schlachthauses. 80 besonders gewöhnungsbedürftige Gerichte aus aller Welt werden – teils täglich frisch zubereitet und duftend – vorgestellt. Mutige Besucher dürfen auch probieren.

Aus Grönland wird etwa mit dem Kiviak ein verblüffend einfach zubereitetes Gericht vorgestellt: Man fange und schlachte eine Robbe und 500 Alkenvögel, nehme erstere aus und fülle sie mit den 500 Vögeln. Wichtig: Die Füllung besteht aus ganzen Vögeln, samt Schnäbeln, Füßen und Federn. Die Robbenhaut wird zugenäht und mit Fett abgedichtet, um Fliegen abzuhalten. Das Ganze wird unter einem Steinhaufen abgelegt. Nach drei bis sechs Monaten ist die Delikatesse, die in Grönland gern in der Winterzeit gegessen wird, dann fertig.

Ähnlich wie Hühner kommen in Peru ganze Meerschweinchen auf den Tisch. Dazu wird das flauschige Fell entfernt, das Tier in eine Pfeffergewürzmischung eingelegt und dann in der Pfanne gebraten, wobei es durch einen flachen Stein plattgedrückt wird. Das Cuy wird mit Kartoffeln und einer Salsa gereicht.

Die ausgestellten Gerichte sind im Museum nach Kontinenten geordnet. Das Projekt wurde von der Stadt Malmö in der Hoffnung unterstützt, damit den Fremdenverkehr anzukurbeln. Die Idee zu dem ungewöhnlichen Museum hatte der Psychologe Samuel West, der die Ausstellung auch kuratierte. Im vergangenen Jahr sorgte er bereits mit einem Museum für gescheiterte Produkte für Aufsehen. Da ging es West ums Umdenken, er wollte das Scheitern hinterfragen und für mehr Akzeptanz und Mut werben.

Auch beim Museum des ekligen Essens geht es West wieder um dieses Thema. „Wir sollten die Art, wie und was wir essen, und was wir dabei als ekelhaft betrachten, hinterfragen“, sagt West. Es sei bekannt, dass sich beispielsweise Versorgungs- und Umweltprobleme lösen ließen, wenn mehr Menschen dazu bereit wären, Insekten zu essen. „Die sehen, genau wie viele der im Museum ausgestellten Gerichte, zwar eklig aus, schmecken aber gut“, erklärt er zum Hintergrundgedanken seines neuen Museums.

Darin zu sehen ist auch der Schafsaugensaft aus der Mongolei, der aus Tomatensaft und einem Schafsauge pro Glas besteht. Der Trunk soll Wunder wirken, zum Beispiel bei einem ordentlichen Kater. Aus Island kommt Hákarl, fermentiertes Fleisch eines Grönlandhais. Dazu wird der Fisch entgrätet, sein Fleisch anschließend in einer Kiesgrube vergraben und mit einem darauf liegenden Felsenstück ausgepresst. Im Winter wird das Fischfleisch dann zwei bis drei Monate eingegraben, im Sommer reichen sechs bis sieben Wochen. Dann wird das Fleisch zwei bis vier Monate in eine Trockenhütte gehängt, damit das Ammoniak ausweichen kann. Die äußere, braune Kruste wird entfernt und das weiße, extrem übelriechende Fleisch wird dann in kleinen Häppchen serviert. Auch ein roher Bullenpenis und Wein mit kleinen Mäusen versetzt aus China wird den Museumsgästen serviert. Und aus der Republik Palau im Pazifik kommt eine Suppe mit einer ganzen Fledermaus darin, samt Krallen und Fell.

Einige der Exponate bringen aber sogar den Kurator selbst an seine Grenzen. Probiert hat er viele, sagt er, doch eines konnte auch er nicht aufessen. Von den Philippinen stammt die Spezialität Balut. Dafür werden Eier gekocht, in denen sich beinahe fertig entwickelte Babyenten mit Schnabel und Federn befinden. „Dann isst man das Entchen einfach aus der Schale raus“, erzählt West. Geschafft hat er davon nur ein halbes, dann musste er sich übergeben. „Die Mischung aus hart und weich war einfach zu eklig“, sagt West und lacht.

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