Identitäre Bewegung Österreichischer Rechtsextremist Martin Sellner erhielt viele deutsche Spenden

Wien/München · Der Mitbegründer der “Identitären Bewegung Österreich“, Martin Sellner, hatte Geldspenden von dem mutmaßlichen Attentäter der Christchurch-Anschläge erhalten. Medien berichten, dass er außerdem zahlreiche Spenden aus Deutschland bekam.

 Anhänger der Identitären Bewegung mit Fahnen.

Anhänger der Identitären Bewegung mit Fahnen.

Foto: dpa/dpa, pdz jhe

Der Mitbegründer der "Identitären Bewegung Österreich" (IBÖ), Martin Sellner, hat Medienberichten zufolge zahlreiche Spenden aus Deutschland erhalten. Wie "Süddeutsche Zeitung", NDR, WDR und der Wiener "Standard" unter Berufung auf Kontoauszüge Sellners am Mittwoch berichteten, erhielt der österreichische Rechtsextremist allein in den ersten Monaten des vergangenen Jahres 20.000 Euro von rund 250 Spendern aus ganz Europa. Die meisten Spenden stammten laut "SZ" von deutschen Bankkonten und lagen überwiegend zwischen zehn und 500 Euro.

Auf den Kontoauszügen stehe viel Zuspruch wie etwa "Danke für die gute Arbeit", berichtete die "SZ". Andere Überweisungsvermerke lauteten demnach "Jetzt erst recht", "Protest gegen Willkür" oder "Kampfspende". Sellner sagte dem Blatt, das Geld sei für Projekte sowie Material- und Anwaltskosten verwendet worden.

Der 30-jährige Sellner ist Leitfigur der Identitären und ein Star der rechtsextremen Szene, weit über Österreich hinaus. Nach dem tödlichen Anschlag auf zwei Moscheen im neuseeländischen Christchurch Mitte März war bekannt geworden, dass auch der mutmaßliche Attentäter Brenton Tarrant Anfang 2018 1500 Euro an Sellner und dessen Gruppierung gespendet hatte. Sellner behauptete damals, bis auf eine kurzes Dankesmail keinen Kontakt mit dem australischen Rechtsextremisten gehabt zu haben.

Nach jüngsten Informationen des ORF beschränkte sich der Kontakt jedoch nicht nur auf die eine Dankesmail. Vielmehr hatten Sellner und Tarrant mehrere E-Mails ausgetauscht, die letzte im Juli 2018. In einer Mail lud Sellner demnach den Australier "auf einen Kaffee oder Bier" ein, wenn dieser nach Wien käme. Der 28-Jährige bedankte sich mit Gegeneinladungen nach Neuseeland oder Australien, wie der österreichische Sender am Dienstagabend berichtete.

Sellner bestätigte auf Twitter die ORF-Informationen, bekräftigte aber erneut, Tarrant nicht getroffen zu haben, als dieser im Herbst im Rahmen einer Reise durch Zentraleuropa auch Österreich besuchte.

Nach dem Anschlag mit 51 Toten wurde Sellners Wohnung wegen der Spende durchsucht und ein Verfahren wegen "Verdachts der Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation" eingeleitet. Der Rechtsextremist räumte nun auf Twitter ein, die E-Mails vor der Durchsuchung gelöscht zu haben. Er habe "keine mutmaßlichen Mails eines Terroristen" in seinem Postfach haben wollen, erklärte er. Doch habe er "Screenshots gemacht" und diese den Ermittlern gezeigt.

Die Enthüllungen über Tarrants Spende an die IBÖ hat auch die rechtspopulistische FPÖ in Bedrängnis gebracht, deren Chef, Vize-Kanzler Heinz-Christian Strache, in der Vergangenheit unverhohlen Sympathie für die rechtsradikale Bewegung gezeigt hatte.

(lhen/AFP)
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