"Krokodil"-Fund im Ruhrgebiet Horror-Droge erreicht Deutschland

Düsseldorf (RPO). Der Fund einer extrem gefährlichen Droge im Ruhrgebiet beunruhigt Polizei, Mediziner und Rauschgiftszene. In Russland ist sie unter dem Namen "Krokodil" oder kurz "Krok" bekannt. Hergestellt wird sie aus einfachsten Mitteln. Die Auswirkungen auf den Körper sind katastrophal. Sie lässt Menschen von innen geradezu verfaulen.

 Der Handel mit der lebensgefährlichen Heroin-Ersatzdroge Krokodil schwappt nach Deutschland über.

Der Handel mit der lebensgefährlichen Heroin-Ersatzdroge Krokodil schwappt nach Deutschland über.

Foto: dpa, dpa

Am Wochenende warnte die Polizei in Bochum eindringlich. Die Szene im Ruhrgebiet ist alarmiert. Ärzte hatten bei mehreren Drogenabhängigen einen besorgniserregenden Fund gemacht: Vier Patienten wiesen Symptome auf, die typisch sind für "Krok", die Todesdroge aus Russland, die dort schon Tausenden das Leben gekostet hat.

Den Namen "Krokodil" hat sie erhalten, weil sich die Haut schon kurz nach dem Injizieren grün-bläulich verfärbt. Zudem wird sie rau und schuppig. Grund: Arterien platzen. Das Gift greift Gewebe und Knochen an, die Haut um die Einstichstelle stirbt ab. Typischerweise bilden sich auf dem ganzen Körper schorfige und wunde Stellen. Es drohen Leberversagen, innere Blutungen, Amputationen.

Noch ein bis drei Jahre

Wie russische Medien berichteten, sinkt die Lebenserwartung von Abhängigen drastisch. Ein bis drei Jahre, mehr geben ihnen die Ärzte nicht. Möglicherweise sind die Folgen schon beim ersten Konsum tödlich.

Im Herkunftsland Russland sind vor allem die Armen "Krokodil" verfallen. Dort hat es die Funktion einer Heroin-Ersatzdroge. Die Süchtigen stellen sie selbst her. Wichtige Zutaten bekommen sie rezeptfrei in der Apotheke: den Hustenstiller Codein vermischen sie mit Farbverdünnern, Benzin, Phosphor und Schwermetallen.

Daraus entsteht eine braune Brühe mit dem Opiat Desomorphin. Die jagen sie sich in die Blutbahn. Der Kick dauert nur ein bis zwei Stunden an. Aber er ist billig.

Rezepte frei verfügbar

Die Abhängigkeit setzt meist sofort nach dem ersten Schuss ein. Gleich nach dem ersten Schuss leidet der Körper immens. Betroffen sind insbesondere Immunsystem, Leber und Blutgefäße. Die Geschwüre, die auftreten, verheilen nicht, sondern wuchern weiter. Der Mensch verfault buchstäblich bei lebendigem Leibe.

Russlands Präsident Dmitri Medwedew bezeichnete die "Krokodil"-Sucht kürzlich als schlimmstes Problem der Welt. "Die Desomophin-Sucht ist eine neue Bedrohung", sagte Medwedew. Denn Rezepte zur Herstellung seien im Internet frei zugänglich.

Angst in der Szene

In Deutschland stellt sich die Lage anders dar als In Russland. Wie die Polizei in Bochum berichtete, waren die betroffenen Drogenabhängigen im Glauben, Heroin zu spritzen. Erst nach dem Injizieren bemerkten sie an den grün-blauen Flecken, dass das Rauschgift offenbar mit "Krok" vermischt war. Heinrich Elsner, leitender Arzt der Krisenhilfe Bochum, sagt der dpa, die Patienten hätten "katastrophale Haut- und Weichteilschäden" gezeigt, die sonst bei Heroin kaum aufträten.

Sie sind Opfer skrupelloser Dealer geworden. Entsprechend groß ist die Angst in der Szene. Niemand weiß, ob und wenn ja wo die Droge noch verkauft wird. Inzwischen ermittelt das Landeskriminalamt in der Sache. Bochum ist dabei kein Einzelfall. Auch aus Frankfurt wurden Krok-Fälle gemeldet.

Eine so große Verbreitung wie in Russland ist in Deutschland nicht zu erwarten. Den wichtigen Zusatzstoff Codein bekommt man in der Apotheke nur auf Rezept.

(pst/csi)
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