Tod eines Kleinkindes Hohe Haftstrafen im Fall des an Rotkohl erstickten Justin

Kaiserslautern (RPO). Im Fall des an Rotkohl erstickten und schwer misshandelten Justin hat das Landgericht in Kaiserslautern die Mutter des Jungen und deren Freund zu hohen Haftstrafen verurteilt. Die Mutter muss für vier Jahre, ihr Freund für neun Jahre ins Gefängnis.

 Markus V. wurde vom Landgericht in Kaiserslautern zu neun Jahren Haft verurteilt.

Markus V. wurde vom Landgericht in Kaiserslautern zu neun Jahren Haft verurteilt.

Foto: ddp

Das Gericht sprach den 24-jährigen Markus V. der Körperverletzung mit Todesfolge und schweren Kindesmisshandlung schuldig. Die Mutter des Kindes, die 24-jährige Daniela B., wurde zu vier Jahren Haft verurteilt, weil sie dieselben Delikte durch Unterlassen beging. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre Haft für Markus V. und sieben Jahre für die Mutter gefordert.

Mit blassen Gesichtern und in Handschellen waren die beiden Angeklagten zuvor in den völlig überfüllten Gerichtssaal geführt worden. Daniela B. kämpfte während der gesamten Urteilsbegründung mit den Tränen. Die Staatsanwaltschaft hatte zehn Jahre Haft für Markus V. und sieben Jahre für die Mutter gefordert. Die Angeklagten hatten im Prozess bestritten, das Kind misshandelt zu haben. Die Verteidigung hatte auf ein mildes Urteil plädiert. Der Anwalt von Markus V. kündigte nach dem Urteil Revision an.

Wie der Vorsitzende Richter Ernst Friedrich Wilhelm ausführte, war es im Laufe des Todestages des 17 Monate alten Justin immer wieder zu Streitereien in der Familie gekommen. Spätestens gegen 14 Uhr habe Markus V. den Jungen an den Füßen gepackt und kopfüber so stark geschüttelt, dass der Junge schwerste Hirnverletzungen davon getragen habe, sagte Wilhelm: "Er hätte erkennen können, dass davon die Gefahr einer tödlichen Verletzung ausging." Infolge dieses Schütteltraumas fielen bei Justin im Laufe des Weihnachtstages mehr und mehr Körperfunktionen aus, unter anderem der Hustenreflex.

Als die Mutter das Kind abends mit Rotkohl und Knödeln fütterte, sei daher der Rotkohl in die Luftröhre und die Bronchien geraten und habe diese verstopft, berichtete der Vorsitzende. Nachdem bei dem Kind akute Atemnot auftrat und Versuche der Ersten Hilfe fehlgeschlagen seien, habe das Paar Justin in das nahe gelegene Westpfalzklinikum gebracht. Dort starb der Junge trotz intensivmedizinischer Maßnahmen am 4. Januar an einem durch Sauerstoffmangel ausgelösten Hirnversagen.

Wilhelm sagte, nach den Angaben der Sachverständigen habe das Schütteltrauma den Tod ausgelöst. Dieser sei durch das Füttern mit Rotkohl noch beschleunigt worden, weil dadurch dem Kind die Luft abgeschnürt worden sei. Der Vorsitzende sagte, bei Markus V. liege auf Grund der Gesamtschau sämtlicher Umstände eine aktive Täterschaft vor. Er habe Justin mit völliger Verständnislosigkeit gegenüber gestanden. Erschwerend komme hinzu, dass der zwei Mal wegen Körperverletzung verurteilte Mann unter Bewährung stand.

Nach Ansicht des Gerichts hätte die Mutter Justin vor ihrem Lebensgefährten schützen müssen. Sie hätte mit weiteren lebensgefährlichen Verletzungen des Kleinkinds durch den 24-Jährigen rechnen müssen. Dadurch sei ihr ein "schwer wiegendes Versagen durch Nichtstun" vorzuwerfen, sagte Wilhelm.

Der 17 Monate alte Justin war am ersten Weihnachtstag bewusstlos und mit Spuren eines grauenvollen Martyriums in eine Kinderklinik in Kaiserslautern eingeliefert worden. Im Krankenhaus konnte Justin zunächst mit einer Beatmungsmaschine am Leben erhalten werden. Er starb am 4. Januar jedoch an einem durch Sauerstoffmangel ausgelösten Hirnversagen.

Die Angeklagten hatten in am 20. Juni eröffneten Prozess bestritten, das Kind misshandelt zu haben. Ihre Verteidiger hatten eine milde Strafe gefordert.

(ap)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort